Tschechiens Verkehrspolizei will Alkoholtests erneut überdenken

Kurz vor Weihnachten haben wir Sie bereits darüber informiert: Seit Beginn des neuen Jahres wird bei jeder Verkehrskontrolle in Tschechien zugleich ein Alkoholtest beim Fahrzeugführer vorgenommen. Diese Praxis ist noch keine Woche alt, und schon wird sie von der Polizei wieder hinterfragt. Offizielle Stellen wollen auch sehr bald darauf reagieren.

Auch im neuen Jahr gilt in Tschechien: Das Lenken eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss ist streng verboten. Kein einziges Promille ist erlaubt. Und das neue Jahr hatte kaum begonnen, da bestätigte die Sprecherin der tschechischen Polizei, Eva Miklíková, die verstärkte Durchführung der Alkoholtests ein weiteres Mal:

„Allgemein werden die Alkoholtests von allen Verkehrspolizisten im Rahmen der Verkehrskontrollen durchgeführt.“

Ein löbliches Vorhaben, das aber auch eine Kehrseite hat: Die Verkehrspolizisten müssen zu jedem Alkoholtest, der ein positives Ergebnis ausweist, ein entsprechendes Formular ausfüllen. In nicht wenigen Fällen erweist sich diese Schreibarbeit jedoch als überflüssig, und zwar dann, wenn Sünder mit einer sehr geringen Menge Alkohol im Blut anschließend nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist aber sehr oft der Fall. Die zuständigen Ordnungsämter erhalten viele Fälle, bei denen maximal 0,24 Promille Alkohol im Blut nachgewiesen wurden, der Überführte aber glaubhaft machen kann, dass es sich lediglich um Restalkohol handelt. Gewöhnlich wird dann von einem Bußgeld abgesehen.

Die Grenze von 0,24 Promille entspricht dem Alkoholanteil, der nachgewiesen wird, wenn ein männlicher Autofahrer zum Beispiel noch eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn ein 10-gradiges Bier gezischt hat. Bei allem, was darunter liegt, sehen die Polizisten folglich den Aufwand, den sie seit Neujahr betreiben müssen, in einem schlechten Verhältnis zum Ergebnis. Daher bohrte der hierzulande sehr populäre TV-Moderator Václav Moravec bereits am vergangenen Sonntag beim Chef der Verkehrspolizei, Leoš Tržil, nach. Wie lange die Ordnungshüter denn die ständigen Alkoholtests unter diesen Voraussetzungen eigentlich noch durchführen wollen, fragte Moravec. Die Antwort:

Leoš Tržil
„In der Praxis wird es so sein, dass wir Ende Januar die erste Auswertung der Alkoholtests vornehmen. Dann werden wir erneut überprüfen, inwieweit Alkohol bei den im Monat verursachten Unfällen im Spiel war und welche Folgen das hatte“, so Verkehrspolizeichef Leoš Tržil.

In den zurückliegenden Jahren waren die Folgen der Unfälle in der Tat schockierend. Die Zahl der Verkehrstoten, die nach einem Unfall unter Alkoholeinwirkung registriert wurde, lag immens hoch. Im vergangenen Jahr waren bis Ende November auf diese Weise bereits 83 Menschen ums Leben gekommen – drei mehr als im gesamten Jahr davor. Deshalb ist die neue Polizei-Maßnahme auch nachvollziehbar. Um sie effizienter zu machen, wird derzeit auch ein neues Messgerät getestet, das erst bei einem Alkoholwert ab 0,24 Promille anschlägt. Alkoholtests sollen also in Zukunft ähnlich funktionieren wie die hierzulande durchgeführten Geschwindigkeitskontrollen – dort wird von den Polizisten in der Regel eine Abweichung von bis zu zehn Prozent toleriert.

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Auf jeden Fall aber soll künftig vermieden werden, dass weitere Autofahrer ein ähnliches Schicksal erleiden müssen wie Gustav Seifert aus Žatec / Saaz. Nachdem die Polizei bei ihm vernachlässigbare 0,14 Promille Alkohol im Blut gemessen hatte, war er mit einer hohen Geldbuße und dem Entzug des Führerscheins bestraft worden. Nachweislich hatte er jedoch keinen Alkohol getrunken, sondern zuvor ein Medikament gegen Bronchitis benutzt. Seifert hat gegen das Urteil erfolgreich geklagt und verlangt nun seinerseits vom Saazer Rathaus eine Entschädigung von knapp einer halben Million Kronen. Der Grund: Der Entzug des Führerscheins hatte seine geschäftliche Tätigkeit im vergangenen Jahr stark beeinträchtigt.