Bewohner von Vyšní Lhoty bereuen Schließung des Flüchtlingslagers

Für Flüchtlinge, die sich für Tschechische Republik als Zielland entscheiden, ändert sich die Situation. Die erste Aufnahmestelle auf tschechischem Gebiet war bis jetzt das Flüchtlingslager in der Gemeinde Vyšní Lhoty in der Nähe der tschechisch-slowakischen Grenze. Seit 4. November werden dort keine neuen Asylbewerber mehr empfangen. In der zweiten Novemberhälfte wird die Einrichtung des Innenministeriums nach 15 Jahren ihre Tore schließen. Für die Gemeinde bedeutet es aber kein Aufatmen.

Am Anfang, 1994 also, herrschte Angst vor etwas Neuem, nämlich vor den Flüchtlingen, und jetzt, 15 Jahre später, herrscht wieder Angst, nämlich vor der Zukunft. Diesmal hat sie aber zum Teil auch rationelle Gründe. Warum man in Vyšní Lhoty, der im Nordosten Tschechiens gelegenen Gemeinde mit rund 700 Einwohnern, der Schließung des Flüchtlingslagers mit Reue entgegensieht, weiß natürlich niemand besser, als die Bürgermeisterin Dana Vlčková:

„Der Hauptgrund warum wir es bereuen ist, dass dadurch nicht wenige Menschen ihren Job verlieren werden. In der Zeit der Wirtschaftskrise ist das in unserer Region eine Tragödie. Zudem bleibt hier das leere Objekt stehen, wird konserviert und bewacht. Das kann meiner Meinung nach für keine Gemeinde positiv sein.“

Man befürchte, so Vlčková, dass das Objekt mit einer Kapazität von 600 Betten durch einen Verkauf in die Hände eines Unternehmers fallen könnte, der für die Gemeinde problematisch sein könnte. Diese Meinung klingt zwar etwas spekulativ, aber wahrscheinlich ist sie von existierenden negativen Beispielen beeinflusst worden. Nun, was ist passiert, dass die am Anfang eher reservierte Einstellung der Bewohner von Vyšní Lhoty zu den Flüchtlingen, die zum Teil aus fernen Ländern in Tschechien ankamen, in eine eher positive umschlug?

„Die Menschen befürchten oft Komplikationen, die haben wir hier aber nicht erlebt. Die hiesige Einrichtung funktionierte schon seit Jahren in unserer Nähe absolut problemlos, ohne jede negative Auswirkung auf unsere Bewohner Unsere Bewohner mussten sich an die Anwesenheit der Ausländer gewöhnen, die auf einmal in unserer Gemeinde anzutreffen waren. Die Angst eines Teils von ihnen vor der erhöhten Kriminalität stellte sich schnell als unbegründet heraus und im Lauf der Zeit ist wieder Ruhe in unsere Gemeinde eingekehrt.“

Flüchtlingslager in der Gemeinde Vyšní Lhoty  (Foto: www.suz.cz)
Beigetragen hat dazu ganz bestimmt auch die Änderung dieses Flüchtlingslagers in eine Einrichtung, die als Erstaufnahmestelle auf tschechischem Gebiet funktionierte. Nach der üblichen Überprüfung durch das Innenministerium wurden die Ausländer, im Schnitt nach drei oder vier Wochen, in andere Flüchtlingslager in Tschechien geschickt.

Dana Vlčková ist sich sehr wohl dessen bewusst, dass sich – wie sie sagt – „die politische Garnitur“ nach den nächsten Wahlen verändern und eine andere Vorstellung über die Zukunft des Objektes haben könnte. Sie persönlich sowie ihre Mitbürger in der Gemeinde wünschen sich, ein Flüchtlingslager möglichst bald wieder in ihrer Gemeinde zu haben. Jetzt steht aber fest: Die Erstaufnahmestelle für die Flüchtlinge in Tschechien wurde nach Zahrádka beim südmährischen Brno/Brünn verlegt.