Tschechien nimmt 16 Syrer aus jordanischem Flüchtlingslager auf

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Die Tschechische Republik tut sich nach wie vor schwer damit, andere europäische Länder zu entlasten und Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Nach der im September in Brüssel verabschiedeten Quotenregelung wird abgewartet, wann die ersten der 1100 zur Umverteilung nach Tschechien vorgesehenen Migranten aus Griechenland und Italien zugewiesen werden. Am Montag trafen indes drei syrische Familien aus Lagern in Jordanien mit ihren kranken Kindern in Prag ein. Insgesamt handelt es sich um 16 Menschen, die Asyl in Tschechien bekommen.

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Der offiziellen Einreise der drei syrischen Familien liegt ein Beschluss der tschechischen Regierung von Mitte Januar zugrunde. Vor neun Monaten hatte das Kabinett Sobotka beschlossen, 15 syrische Flüchtlingsfamilien mit Kindern aufzunehmen. Dabei würden Menschen ausgewählt, die möglichst schnell medizinische Hilfe benötigen, wie sie in den Flüchtlingslagern der syrischen Nachbarländer nicht gewährleistet ist, hieß es. Der Regierungsbeschluss kam allerdings erst auf Druck von Menschenrechtsorganisationen zustande.

Die Kinder der in Prag gelandeten syrischen Familien leiden an Muskeldystrophie, Herzrhythmusstörungen beziehungsweise Verbrennungen. Im Rahmen des Hilfsprojektes Medevac werden sie in einem Prager Universitätskrankenhaus behandelt. Das Programm Medevac (Medical Evacuation) gibt es seit 1993, es ist erstrangig für schwerkranke Kinder aus Kriegsgebieten bestimmt. Seitdem haben tschechische Ärzte zirka 220 Patienten behandelt, die meisten von ihnen kommen aus der Ukraine und dem Irak. Auch in den syrischen Flüchtlingslagern in Jordanien sind tschechische Mediziner seit Monaten im Einsatz. Dabei können sie private Kliniken des Gastlandes nutzen, die bestens ausgestattet sind, sagt Jan Dvořák:

Krankenhaus Motol  (Foto: Kristýna Maková)
„Dort hatten wir alles, was wir gebraucht haben, einschließlich eines supermodernen Magnet-Resonanz-Geräts und eines kleinen Behandlungsraums. Wir konnten sehr gut arbeiten, in einem sicheren Umfeld.“

Jan Dvořák ist Facharzt für Infektionskrankheiten an der Universitätsklinik im Prager Stadtteil Motol. Seine Hauptaufgabe war es, die syrischen Flüchtlinge in den jordanischen Lagern gerade auf diese Krankheiten hin zu untersuchen. Danach wurden einige seiner Patienten von Vertretern des Innenministeriums für den längerfristigen Aufenthalt in Tschechien ausgewählt. Diese Aufgabe aber sei gar nicht so leicht gewesen, bekennt der tschechische Botschafter in Jordanien, Petr Hladík:

„Es war sehr kompliziert, angefangen von der Auswahl der Menschen. Denn von den ursprünglich größeren Flüchtlingsgruppen verblieben uns eben diese drei Familien mit insgesamt 16 Personen.“

Die Syrer, die nun als erste nach Tschechien einreisen durften, können ihr Glück indes kaum fassen. „Wir hatten den Weggang aus Jordanien überhaupt nicht geplant. Doch jetzt, nachdem wir ausgewählt wurden, sind wir froh, dass es so gekommen ist“, sagt einer der Väter.

Ilustrationsfoto: DFID - UK Department for International Development,  CC BY-SA 2.0
Die Familien werden vorübergehend in Prag untergebracht. Um ihre Integration werden sich die Mitarbeiter der Caritas kümmern. Sie vermitteln ihnen Dolmetscher und helfen bei den Kontakten zwischen den Patienten und den Ärzten. Die 16 Syrer zählen zu den 400 Flüchtlingen aus Lagern im Nahen Osten, die Tschechien aufnehmen will.