Magister- oder Doktortitel gefällig? Betrugsskandal an der Uni Pilsen
An der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Pilsen müssen skandalöse Zustände herrschen. Dies hat das Bildungsministerium herausgefunden. Zum Beispiel haben einige Studenten ihr Diplom bereits nach wenigen Monaten erhalten.
Inzwischen wurde aber bekannt, dass bei den Dissertationsarbeiten überhaupt erstaunliche Praktiken an der Fakultät herrschen. Vladimíra Dvořáková leitet die Akkreditierungskommission des Bildungsministeriums, die die Sache derzeit überprüft:
„Wir haben festgestellt, dass die Gutachten zu bestimmten Arbeiten nur knapp eine halbe Seite lang sind. So etwas ist bei einer Dissertationsarbeit völlig undenkbar. In anderen Fällen stellte sich wiederum heraus, dass die Experten, die die Arbeiten bewerteten, gar keine Experten in dem Fach waren, das sie beurteilen sollten.“
Der Kommission zufolge war auch die Studienzeit an der Fakultät häufig erstaunlich kurz. Dutzende von Studenten gelangten in ein paar Monaten zum Magistertitel. Rekord seien diejenigen so Dvořáková, die das eigentlich fünfjährige Jura-Studium in knapp zwei Monaten absolviert haben. Unter den Express-Studenten seien mehrere hochgestellte Staatsbeamte, Politiker sowie einflussreiche Unternehmer, so die Expertin. Ihre Diplomarbeiten sind jedoch nicht zu finden. Genauso wie 35 Dissertationsarbeiten, die noch Anfang der Woche in der Bibliothek fehlten.
Unter den bekannten Politikern, die den Doktortitel in Pilsen verteidigt hatten, ist beispielsweise der Ex-Premier Stanislav Gross. Seine Doktorarbeit wurde nie veröffentlicht. Nach der Plagiat-Affäre ist der Ex-Justizminister Jiří Pospíšil zum Dekan der Fakultät geworden. Könnte die Überprüfung Folgen für jemanden von den ehemaligen prominenten Studenten haben? Jiří Pospíšil äußerte sich dazu unbestimmt:
„Die Kommission ist ein souveränes Organ und ich wünsche mir, dass sie die Untersuchungen möglichst gründlich durchführt. Ich kann ihr nicht anordnen, was sie überprüfen soll, aber ich werde die Arbeit der Kommission möglichst stark unterstützen.“
Dem neuen Dekan zufolge könnte wegen des Skandals bereits in einigen Tagen eine Anzeige bei der Polizei eingereicht werden.