Theaterbühnen aus Visegrad-Ländern stellen sich in Pilsen vor

divadlo09_1.jpg

22 000 Eintrittskarten wurden für 31 Vorstellungen verkauft, die auf dem Programm des 17. Internationalen Theaterfestivals im westböhmischen Pilsen stehen. Eröffnet wurde es am 9. September und am 17. September geht es offiziell zu Ende. Bereits am vergangenen Sonntag ist sein internationaler Teil zu Ende gegangen.

Das Pilsener Theaterfestival hatte diesmal einen neuen Schwerpunkt. Für die Organisatoren lag er auf der Hand, wie Festivaldirektor Jan Burian bestätigt:

„Unser Festival war eigentlich das erste internationale Theaterfestival, das nach 1989 in Tschechien gegründet wurde. Das Ziel war, abgebrochene Kontakte mit Europa und mit der Welt wieder neu zu knüpfen. Seit der so genannten Samtenen Revolution sind mittlerweile 20 Jahre vergangen. Aus diesem Anlass haben wir beschlossen, vor allem Künstler zu präsentieren, die sich erst nach 1990 etabliert haben und wir stellen damit eine ganze Künstlergeneration vor. Mit dem Geschehen vor 1989 sind sie nicht mehr verbunden, reagieren aber trotzdem oft polemisch auf Ereignisse aus der Zeit vor der Wende.“

Die Festivaldramaturgie stand also vor der keineswegs leichten Aufgabe, in wenigen Festivaltagen das Interessanteste von den Bühnen der vier Visegrad Länder – Polen, Ungarn, Slowakei und Tschechien - vorzustellen. Festivaldirektor Jan Burian versprach schon vor dem Beginn des Theaterfestivals, dass die Zuschauer „zumindest nichts Durchschnittliches“ zu sehen bekommen würden. Und das hat sich offenbar auch bestätigt. Nach drei Jahren hat zum Beispiel das Budapester Katony-Theater das Pilsener Publikum erneut davon überzeugt, dass es zur europäischen Spitze des Avantgardetheaters zählt. Hier stellvertretend ein Zitat aus der Rezension der Kritikerin Magdalena Čechovská:

„Was ist das für ein Zauber, das das tschechische Publikum auf unbequemen Treppen fesselt und zwei Stunden lang eine in Ungarisch gespielte Avantgardevorstellung gespannt verfolgen lässt? Die schnell variierende, manchmal schockierende Imagination, die das Budapester Joszef-Katony-Theater präsentierte, war auch für die erfahrenen tschechischen Kritikern und Dramaturgen, die alljährlich gerade wegen solcher Erlebnisse zum Pilsener Festival kommen, atemberaubend.“

Eigentlich kein Wunder. Die Vorstellung, aufgebaut auf Motiven des Stücks „Weihnachten bei den Ivanovs“ von Alexandr Vvedjenskij, hat der weltbekannte Theater- und Filmregisseur Peter Gothár inszeniert.

Václav Havel Foto: ČTK
In Pilsen waren aber auch Vergleiche möglich. Mit Václav Havels „Odcházení“ (Der Abgang) präsentierte sich das Südböhmische Theater České Budějovice/ Budweis, obwohl auch die Pilsener Theaterbühne dieses Stück in ihrem Repertoire hat. Der Autor, der schon etliche Aufführungen seines Titels im In- und Ausland gesehen hat, war dabei. Seine Präsenz begründete Havel so:

„Ich bin hier unter anderem auch deswegen, um zu zeigen, dass ich die Rückkehr zu meinem ursprünglichen Beruf ernst meine.“