Tschechische Akademie der Wissenschaften schlägt Alarm

Im tschechischen Staatshaushalt für 2010 ist auch ein Ausblick auf die Finanzierung von Forschung, Entwicklung und Innovation bis 2012 verankert. Die Tschechische Akademie der Wissenschaften trifft es hart. Ihr Budget soll innerhalb der nächsten drei Jahre um fast die Hälfte schrumpfen. Seit dem Regierungsbeschluss von Anfang der Woche brodelt es in der ehrwürdigen Wissenschaftszentrale Tschechiens.

Jiří Drahoš  (Foto: ČTK)
Die rund 50-prozentigen Kürzungen, dosiert bis 2012, haben in der Akademie der Wissenschaften Ärger ausgelöst. Am Dienstag schlug man Alarm. Eilig einberufen wurde eine Sondersitzung des Akademischen Rates, die allererste übrigens in der langen Geschichte dieser Institution. Ihr Vorsitzender Jiří Drahoš, der von einem zielbewussten Liquidierungsplan für die Grundlagenforschung sprach, stellte diesbezüglich in Aussicht:

Er werde im nächsten Jahr mit umfassenden Entlassungen beginnen und die Investitionen nicht nur in den Gerätepark, sondern in sämtlichen Bereichen stoppen müssen. Die für das Ressort Wissenschaft und Forschung zuständige Schulministerin Miroslava Kopicová reagierte eher gelassen:

„Ich sehe die Dinge nicht so dramatisch. Mit der einen Milliarde Kronen kehrt die Akademie der Wissenschaften zur Haushaltssumme des Jahres 2006 zurück.“

Foto: Europäische Kommission
Die eingesparte Milliarde Kronen (rund 330 Millionen Euro) soll in das Hochschulwesen fließen. Hier wird der aufgestockte Haushalt die Forschungs- und Innovationskapazitäten insbesondere in anwendungsorientierten Studiengängen stärken. In Bereichen also, die für die wirtschaftliche Entwicklung wichtig sind, hieß es. Erwünscht ist eine verstärkte Kooperation der Hochschulen mit Unternehmen und privaten Investoren.

Ohne Grundlagenforschung sei jedoch kein Business zu machen, tönt es aus der Akademie der Wissenschaften, die mit 40 Prozent an den Erfolgen der tschechischen Wissenschaft beteiligt ist. Sollte der entsprechende Apel, der am Dienstag auf der Sondersitzung des Akademischen Rates an die Regierung gerichtet wurde, nichts bewirken, sind viele Akademiker bereit, öffentlich zu protestieren. Interesse an dieser Causa hat bereits die Prestigezeitschrift „Nature“ bekundet. Schulministerin Kopicová hat aber beruhigende Worte gefunden:

„Sollte eine dramatische Situation in der Akademie der Wissenschaften entstehen, weiß ich, dass die Regierung bereit ist zu helfen.“