Energiekonzern ČEZ unterstützt Projekt zum Bau und Vertrieb von Elektroautos

Foto: ČTK

Auf einer Pressekonferenz in Prag wurden am Dienstag auch kleine weiße Modellautos verschenkt. Auf dem Autodach steht „Future/E/Motion“. Das E/Motion steht nicht nur für Gefühl, sondern vor allem für Elektro-Fortbewegung – mit Elektroautos der Zukunft. Der tschechische Energiegigant ČEZ will sich nämlich mehr bei der Entwicklung von Zukunftsmobilität engagieren. Christian Rühmkorf sprach mit Radio Prag-Redakteur Lothar Martin, der bei der Präsentation des Pilotprojekts dabei war.

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Warum und in welcher Weise genau will sich ČEZ bei der Entwicklung von Elektroautos engagieren?

„ČEZ kennt natürlich die Energiesituation. In der Zukunft werden die Energiequellen und Technologien den Vorrang haben, die umweltfreundlich sind und geringe bis keine Emissionen ausstoßen. Dazu zählt zweifellos das Elektroauto. ČEZ sieht darin natürlich auch eine gute Geschäftsgrundlage, denn wenn der Bedarf an Elektroenergie steigt, gewinnt das Unternehmen auch viele neue Kunden in der Zukunft. Teil der ČEZ-Strategie ist außerdem das Energiesparen. Hier bietet das Elektroauto zum Beispiel diesen Vorteil: die Batterie des Autos lädt man über Nacht mit dem billigeren Nachtstrom auf, und falls man am Tag darauf nicht mit dem Auto fährt, hat man preiswerte Energie halt für andere Zwecke gespeichert.“

Die Idee zum Bau von Elektroautos ist ja nichts Neues. Worauf beruht der Optimismus von ČEZ, sich gerade mit dem eigenen Projekt auf dem Markt durchzusetzen?

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„ČEZ weiß natürlich, dass die Technologie des Elektroautos derzeit noch nicht mit der eines Benziners oder Dieselautos konkurrieren kann. Mit der bis heute entwickelten Batterie kommt ein Elektroauto nur 100 Kilometer weit, der Anschaffungspreis allein für die Batterie liegt derzeit bei fast 10.000 Euro. Doch wie gesagt, ČEZ will eine Pionierrolle einnehmen und wird deshalb jetzt knapp 20 Millionen Euro in das Projekt stecken. Dazu gehören neben Zuwendungen für Forschung und Entwicklung auch der Aufbau der Infrastruktur, also eines Netzes von Batterie-Ladestationen in Tschechien sowie der Kauf von 50 bis 100 Elektroautos bis zum Jahr 2012, die man im Alltag testen will. Die Tester werden gemeinnützige Non-Profit-Organisationen sein, die sozusagen als Gegenleistung für den kostenlosen Erhalt eines solchen Autos das Fahrverhalten bis ins letzte Detail bewerten müssen. Am Dienstag erhielt die Organisation Domov Sue Ryder, die Senioren betreut, das Pilotauto – es ist ein Fiorino Qubo der italienischen Firma Micro-Vett SPA, die in Imola ihren Sitz hat. Beim Startvorgang des Wagens hört man wirklich nur ein Surren.“

Wie soll das Projekt in Tschechien anlaufen?

„Das Auto soll zunächst in Prag und Ostrava / Ostrau getestet werden. Besonders die Hauptstadt Prag wird davon profitieren, denn mit knapp 700.000 zugelassenen Autos bei 1,2 Millionen Einwohnern hat Prag einen der höchsten Werte in Europa, was die Pro-Kopf-Automobilität betrifft. Entsprechend hoch ist die Emissionsbelastung durch die vielen Abgase. Oberbürgermeister Pavel Bém sprach davon, dass die Stadt Pläne habe, in Zukunft nur noch sehr umweltfreundliche Autos in die Innenstadt zu lassen. Da wäre das Elektroauto dann einsamer Spitzenreiter. Und: Schon heute liegen die Betriebskosten für ein Elektroauto bei nur 60 Prozent gegenüber denen beim Benzin- oder Dieselauto. Das sei ein starker Anreiz für alle Prager umzudenken, so Bém, da die Hauptstadt die mit Abstand höchsten Lebenshaltungskosten im Land habe.“