„Wiedersehen in Böhmen“ – ein Film von Blanka Závitkovská

Blanka Závitkovská (Foto: www.ondrej-stanek.cz)

Reichenberg, oder auf Tschechisch Liberec – diese Stadt steht im Mittelpunkt eines deutsch-tschechischen Dokumentarfilms. Es geht um zwei Frauen und ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf diese Stadt. Isa wurde 1946 mit ihrer Familie vertrieben, Edita musste als Jüdin schon 1938 vor den Deutschen fliehen. Die Journalistin Blanka Závitkovská hat die zwei Frauen und ihre ungewöhnliche Freundschaft über Jahre hinweg begleitet. Im Goethe-Institut Prag fand die Uraufführung des Dokumentarfilms „Wiedersehen in Böhmen“ statt. Eva Schermutzki hat sich den Film angesehen und mit der Regisseurin gesprochen.

„Der Film erzählt über zwei Frauen, aus einer Stadt. Die eine ist Jüdin und die andere ist eine Deutsche, die heute in Italien lebt. Es sollte ein Portrait der Stadt sein, durch die ihre Geschichte gelaufen sind.“

Blanka Závitkovská stehen die Freude und Erleichterung über die gelungene Premiere ihres Films ins Gesicht geschrieben. Fast sieben Jahre war sie mit Isa und Edita, den beiden Protagonistinnen unterwegs. Begonnen hat das „Wiedersehen in Böhmen“ mit einem Zufall, wie Blanka Závitkovská erzählt:

„Ich war bei der Eröffnung der Bibliothek in Reichenberg, in Liberec – eine Bibliothek mit eingegliederter Synagoge. Und da habe ich den Kantor der jüdischen Gemeinde kennengelernt. Der hat mir erzählt: Meine Frau hat hier schon vor dem Krieg gelebt. Und wenn sie wollen – ich habe sowieso keinen der mich nach Hause fährt – kommen sie doch mit und sprechen sie mit ihr. Und das habe ich gemacht.“

So lernt die Regisseurin Edita kennen. Edita flieht als Jugendliche, weil sie Jüdin ist, mit ihrer Familie vor dem Einmarsch der Deutschen nach Großbritannien. Nach dem Krieg kehrt sie zurück, aber sie ist eine von wenigen. Von 1400 Juden die die Reichenberger Gemeinde zählte, überlebten nur 37 den Zweiten Weltkrieg.

Isa hingegen erlebt in Reichenberg trotz des Zweiten Weltkrieges eine glückliche Kindheit. 1946 aber die plötzliche Wende: Fünf Minuten um die Koffer zu packen, die Familie wird aus ihrem Haus gejagt. Mittlerweile lebt Isa in Italien. Lange Zeit hat sie nicht an ihre Kindheit gedacht. Aber auf einmal erwacht das Heimweh und sie fährt nach Liberec um ihre Wurzeln wiederzufinden. Durch Zufall lernt sie Edita kennen. Als Deutsche fühlt sie sich der Jüdin gegenüber befangen, doch das legt sich. Edita kann und will sich nicht versöhnen. Isa versteht ihre Vorbehalte. Blanka Závitkovskás Film handelt auch davon wie trotzdem eine Freundschaft entstehen konnte:

„Am Anfang war das eine sehr angespannte Beziehung, sie kamen nicht gleich miteinander zurecht. Mittlerweile sind sie echte Freundinnen. Ich weiß, dass Isas erster Weg, wenn sie nach Reichenberg kommt, zu Edita führt. Der Konflikt zwischen einer Jüdin und einer Deutschen, und wie sie diesen Konflikt am Ende auf ihre Art überwinden und sich anfreunden, das ist das was die Botschaft der deutsch-tschechischen Beziehungen ist. Und wohin das alles gehen soll.“

Der Film „Wiedersehen in Böhmen“ läuft am 7. Juli um 22:30 im deutschen Fernsehen auf dem SWR.