„Labyrinth der Stadt“ – Tilman Rothermel stellt in Prag aus
Tilman Rothermel ist ein Bremer Künstler. Und trotz der großen Entfernung zwischen Weser und Moldau formt und fördert er wie kaum ein anderer die künstlerischen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien. Rothermel hat dieser Tage eine neue Ausstellung in Prag eröffnet. Sie zeigt das „Labyrinth der Städte“. Zu sehen ist sie in der „Galerie Millennium“ von Adam Hoffmeister, dem Sohn des berühmten Multitalents Adolf Hoffmeister. Dort hat Christian Rühmkorf bei der Vernissage mit Tilman Rothermel gesprochen.
Herr Rothermel, Sie haben schon eine lange, fast vierzigjährige Verbindung zu Tschechien. Sie haben mehrere Künstlerprojekte zwischen Tschechen und Deutschen organisiert, Sie haben zusammen mit ihrer Frau eine Agentur aufgebaut, die sich um deutsch-tschechische Künstlerkooperationen und -kontakte bemüht. Die wievielte Ausstellung ist das eigentlich schon, die Sie hier in Tschechien machen?
„Das ist jetzt schon meine sechste Ausstellung in der Tschechischen Republik. Die erste Ausstellung hatte ich hier in Prag in einem kleinen Theater. Und dann hatte ich 1998 eine sehr große Ausstellung im Technischen Nationalmuseum. Und es gab noch verschiedene Ausstellungen in anderen Städten, in Třebon, in Karlovy Vary und in Vrchlabí. Jetzt habe ich wieder eine Ausstellung in Prag, was mich natürlich sehr freut!“
Worum geht es genau bei dieser Ausstellung die sie hier gerade eröffnet haben? Was ist das Thema?
„Das Thema wurde in gewisser Weise vorgegeben. Adam Hoffmeister, der diese Ausstellung betreut, hat ein Projekt in Gang gesetzt, was sich mit dem Thema ´Labyrinth der Stadt´ beschäftigt. Da spielt die Prager Welt natürlich eine große Rolle. Und darauf habe ich mit meinen Arbeiten geantwortet.“
Wir stehen hier vor einem Bild von 1995, das „Prager Motiv IV“ heißt. Ich kann darauf eine sehr gegenständliche Häuserfassade, einen Marktplatz mit Arkadengängen erkennen. Davor lösen sich Figuren auf, sind in unterschiedlicher Bewegung, sind ganz unterschiedlich konkret gezeichnet. Was stellen Sie hier dar?
„Das war mein Versuch einer kleinen Antwort auf die Zeit der Wende. Es ging ja damals um einen großen Umsturz. Und diesen Umsturz, den habe ich selber insofern erlebt, als ich mich von gegenständlicher Arbeit zu ungegenständlicher Arbeit entwickelt habe. Auf diesem Bild sind diese beiden Elemente noch miteinander verbunden. Die Gegenständlichkeit in der Festigkeit der Architektur - eigentlich ist das ein ganz klarer Ausblick vom Altstädter Ring. Die Figuren hingegen, die sich auf dem Altstädter Ring bewegen, sind völlig ungegenständlich oder sind eigentlich nur noch dann zu erkennen, wenn man den Kontext dieser Architektur mitdenkt. Sonst wären es einfach nur dynamische Flecken und Formationen.“
Herr Rothermel, wie lange sind ihre Bilder, ihre „Labyrinthe der Städte“ noch hier in der Galerie zu sehen?
„Die Ausstellung dauert bis zum 17. Mai, also noch einen guten Monat.“