Sportmenü à la Czech: Nulldiät in Maribor – Eishockeyspektakel in Prag

Libor Sionko (inmitten) Foto: ČTK

Auf das zurückliegende Wochenende haben sich sicher viele tschechische Sportfans gefreut. Was ihnen jedoch ihre Fußballnationalmannschaft beim 0:0 im WM-Qualifikationsspiel in Slowenien bot, war gelinde gesagt eine Enttäuschung. Packenden Sport bekamen die Zuschauer dagegen bei der tschechischen Eishockeymeisterschaft zu sehen.

Libor Sionko  (inmitten) Foto: ČTK
Der tschechische Fußball tritt auf der Stelle. Nach Karel Brückner, einem Fußballweisen alter Schule, übernahm Petr Rada, der Assistent und Lehrling, im vergangenen Jahr den Posten des Auswahltrainers. An der Spitze gab es also keine neuen Impulse. Dazu fehlen Starspieler wie Pavel Nedvěd, Karel Poborský oder Tomáš Rosický, die ihre Karriere beendet haben oder verletzt sind. Entsprechend trist und fad ist die Spielweise des Nationalteams inzwischen geworden – so auch beim torlosen Remis am Samstag in Maribor. Das Beste sei noch das Resultat, quittierten Experten und Fans die schwache Vorstellung, die auch Mittelfeldspieler Libor Sonko nicht beschönigen wollte:

„Meiner Meinung nach hat es keines der beiden Teams verdient, zu gewinnen. Im Spiel gab es keine echten Torchancen, wir haben nur einmal den Pfosten getroffen, das war alles. Was den Fußball aber gerade interessant macht – Schüsse, Chancen und Strafraumszenen, die haben gefehlt.“

Slavia Prag - Pilsen  (Foto: ČTK)
Dennoch: Ein Punkt ist ein Punkt, und sollten die Auswahlkicker am Mittwoch in Prag die Slowakei bezwingen, dann könnten sie danach sogar schon wieder an die Spitze der europäischen Qualifikationsgruppe 3 vorrücken.

Dieser Kampf steht noch aus, im Eishockey aber sind zwei Schlachten schon geschlagen worden. Und zwar die Best-of-seven-Serien der beiden Play-off-Halbfinals. Hier hat sich Slavia Prag mit 4:1 Siegen gegen Lasselsberger Pilsen durchgesetzt und Energie Karlovy Vary mit 4:2 Siegen gegen Sparta Prag. In allen elf Begegnungen wurde den Besuchern unterhaltsames und mehrfach auch erstklassiges Eishockey geboten. Die fünfte und entscheidende Partie zwischen Slavia Prag und Pilsen in der Prager O2-Arena war sogar ein Megaspektakel. Nach einer 4:1-Führung für Slavia glich Pilsen binnen elf Minuten zum 4:4 aus und beantwortete das Tor zum 5:4 der Gastgeber mit dem Ausgleich in allerletzter Sekunde! Eine NHL-reife Boxshow je dreier Widersacher und ein Chancen-Festival in der Verlängerung waren weitere dramaturgische Höhepunkte des Thrillers, der in das Penalty-Schießen mündete:

Vladimír Růžička  (Foto: ČTK)
Vladimír Růžička, der 20-jährige Sohn des gleichnamigen Erfolgstrainers, war der einzige Schütze, der einen Penalty verwandeln konnte. Und beinahe wäre er dazu gar nicht angetreten, wie er später zugab:

„Mein Vater sagte zu mir, dass auch ich einen Penalty schießen soll, was ich aber abgelehnt habe. Daraufhin schaut mich mein Vater an, und ich: ´Ja, ich werde schießen´. Zum Glück ist mein Schuss dann auch ins Tor gegangen.“

Es war der Schuss, der den Titelverteidiger ins Finale brachte. In diesem treffen die Prager in einer Neuauflage der vorjährigen Endspielserie auf den HC Energie Karlovy Vary. Die erste Finalpartie steigt am Freitag in Karlsbad.

Autor: Lothar Martin
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