„Glück auf!“ im Braunkohlebergbau Karlsbad-Falkenau
Auch der tschechoslowakische Bergbau litt in den 30er Jahren unter den Spätfolgen der Weltwirtschaftskrise. Grund genug für einen Reporter des Tschechoslowakischen Rundfunks, sich im Braunkohlerevier Karlsbad-Falkenau, dem heutigen Sokolov, einmal genauer umzusehen. Ausgerüstet mit Grubenhelm und Taschenlampe und begleitet von einer Gruppe Ingenieure wagte er sich unter Tage. Die Reportage aus dem Jahre 1936 ist Bestandteil unseres Tonarchivs.
„Vor 70 Jahren noch rief das Bergglöcklein die Bergleute zur Arbeit. Heute heulen die Dampfpfeiffen zum Schichtwechsel.“
„In 30 bis 40 Sekunden saust die Belegschaft hinab zum Füllort, durch den 100 Meter tiefen Schacht.“
„Meine Herren, nun wollen auch wir einfahren in die Grube zu unseren Grubenarbeitern.“
Knapp 4000 Bergarbeiter waren 1936 in Falkenau beschäftigt. Sie förderten im Jahresschnitt fast drei Millionen Tonnen Braunkohle zu Tage. Dies mag nach großem Umsatz klingen, doch sowohl die Fördermenge als auch die Arbeiterzahl sanken zu dieser Zeit. Rationalisierung war das Motto. Und wie sah es unter Tage aus? Auf jeden Fall nicht nach den Erwartungen des damaligen Reporters.
„Nun bin ich aber erstaunt! Ich erwartete hier unten ganz finstere und enge Räume!“
„Ach wo! Unsere Füllorte sind hohe, gemauerte und weiß getünchte Gewölbe, die von elektrischen Lampen taghell erleuchtet sind. Nach allen Seiten hin führen kilometerlange Strecken in die Abbaureviere. Hier stehen wir jetzt schon in der Pumpenkammer.“
„Und nun staune ich wieder. Das sind ja mächtige Maschinenhallen, wie man sie nie in der Tiefe, unter der Erde, vermuten würde.“
Teilweise kilometerweit müssen die schichthabenden Kumpel damals von der Seilbahn bis zu ihren Arbeitsplätzen laufen. Dort treiben sie den Stollen in den nächsten acht Stunden in Handarbeit um gerade einmal einen Meter voran. Der Reporter wird Zeuge, wie die Bergarbeiter ihren Unmut über die schlechten Fördereregbnisse an ihren Vorgesetzten weitergeben.
„Na Heinzl, seid ihr fertig mit dem Schremmen? Wie geht die Kohle?“
„Das ist ein niederträchtiges Flöz, Herr Ingenieur. Da müssen sie auf den Lohn schon noch etwas drauftun.“
„Aber das wissen wir doch beide: Einmal geht die Kohle eben fest und ein andermal geht sie halt wieder leichter. Da kann ich doch nicht gleich etwas auf den Lohn draufgeben. Na, wenn es hier aber so schlecht bleibt, dann kriegen Sie eine Vergütung.“
„Jawohl, Herr Ingenieur.“
„Glück auf!“
„Glück auf“ dient unter Tage als Begrüßungs- und Abschiedsformel. Hintergrund ist, dass man bei Schichtende eine gesunde Ausfahrt aus dem Bergwerk wünscht. Nach Feierabend hatte es der Bergmann in Sokolov nicht weit: In unmittelbarer Nähe zum Abbaugebiet wurde eigens ein Dorf für Arbeiter und Angestellte errichtet, mit Lebensmittelhalle, Werkskindergarten und Kapelle. Der Rundfunkreporter ist sichtlich beeindruckt vom Leben eines Bergarbeiters.
„Erst wenn man sich die Gewinnung der Kohle einmal mit eigenen Augen vorgeführt hat, kann man sich ein Bild von der Schwere des Bergmannberufes machen. Wir waren hinabgestiegen zu den gefahrumdrohten Arbeitsorten der Bergarbeiter. Dem Bergmann, der Kohle, den Schächten, Glück auf!“
„Glück auf!“