Floorball-WM: Tschechien verpasst Medaille, aber gewinnt an Renommee

Foto: ČTK

In der Prager O2-Arena ist am Sonntag ein Sportevent zu Ende gegangen, das neun Tage lang zahlreiche Fans in Tschechien, Skandinavien und anderswo in Europa begeisterte und von den Sitzen riss – die siebte Weltmeisterschaft im Floorball.

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„Natürlich wäre es schön, wenn wir eine Medaille gewinnen würden. Als wir aber unsere Ziele vor rund einem halben Jahr fixiert haben, da haben wir gesagt: Falls wir ins Halbfinale kommen und in den abschließenden beiden Begegnungen ausgezeichneten Floorball spielen, der Gegner aber besser ist, auch dann werden wir zufrieden sein.“

Sehr realistisch, aber ebenso hoffungsfroh formulierte der tschechische Nationaltrainer Zdeněk Skružný wenige Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft im Floorball – in deutschsprachigen Landen auch Unihockey genannt – die Ziele des Gastgeberteams für das Championat im eigenen Land. Und Skružný sollte Recht behalten – zur Freude und zum Leidwesen seiner Schützlinge und der Fans des Hallenhockeyspiels mit Plastikstock und Plastikball. In Ostrava / Ostrau bot die tschechische Mannschaft eine sehr überzeugende Vorrunde, nach der sie sich mit Siegen über Russland, Lettland und Italien sowie einer knappen Niederlage gegen Abonnementsweltmeister Schweden für das Halbfinale qualifizierte. Dort wartete mit Finnland der zweite große Favorit des WM-Turniers. Trotz eines großen Fights unterlag die Männer um Kapitän Radim Cepek dem spätere Weltmeister mit 2:4. Also blieb ihnen einmal mehr nur das Spiel um Platz 3, in dem sie wie bei der letzten WM in Schweden auf die Schweiz trafen. Vor zwei Jahren unterlag das tschechische Team den Eidgenossen klar mit 4:9, diesmal nur denkbar knapp mit 4:5 in der Overtime.

„Dieses Spiel war ein ganz anderes: Uns hat das tolle Publikum vorangetrieben, wir waren konzentriert, aber auch die Schweizer zeigten ihre gestiegene Klasse. Ich denke, dass sich beide Spiele ebenso wie die Mannschaften klar voneinander unterschieden haben – das Prager Duell stand auf einem weit höheren Niveau“, konstatierte Tschechiens erfahrener Abwehrspieler Aleš Jakůbek.

So groß der Stolz über die gezeigten Leistungen jedoch auch war, unmittelbar nach dem verlorenen Spiel um Bronze überwog die Enttäuschung. Und es flossen viele Tränen in der tschechischen Kabine, wie bei Verteidiger Tomáš Chrápek: „Wir müssen uns überhaupt nicht schämen. Doch wir sind nicht zur WM gekommen, um nur mitzuspielen, nein, wir wollten einer Medaille. Das aber ist uns nicht gelungen.“

Was den tapferen Tschechen blieb, war die Anerkennung. Und die zollte ihnen auch der Schweizer Trainer Peter Düggeli: „Die Tschechen sind auf einem Niveau angelangt, auf dem sie wirklich ebenbürtig sind. Und mit ihrem Publikum im Rücken waren sie noch stärker. Daher war das heutige Spiel für uns extrem schwierig, und deshalb sind wir auch sehr zufrieden mit der Bronzemedaille.“

Für die großartigen Leistungen und die perfekte Organisation der WM zollten auch die zahlreich erschienenen Zuschauer – über 13.000 sahen das kleine und über 14.000 das große Finale zwischen Schweden und Finnland – noch lang anhaltenden Beifall.

Autor: Lothar Martin
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