Presseschau: Militärparade, mehr Feiertage und kommunistisches Unrecht

Die Militärparade zum Nationalfeiertag, die Einführung weiterer Feiertage und eine Serie zum kommunistischen Unrecht – das sind die Pressethemen in dieser Woche. Im zweiten Teil stellt Christian Rühmkorf Ihnen eines der bekanntesten Fernsehgesichter des Landes vor: den Reporter Josef Klíma, bekannt und gefürchtet für seine Reportagen.

Zwei große Themen gab es diese Woche, auf die sich Reporter und Kommentatoren aller tschechischen Zeitungen gestürzt haben. Das Debakel der Bürgerdemokraten in den Senatswahlen vom vergangenen Wochenende - und der Nationalfeiertag am 28. Oktober, bei dem die Entstehung der selbstständigen Tschechoslowakei auch mit einer Militärparade begangen wurde. Die Kommentatoren des Wirtschaftsblattes „Hospodařské noviny“ lobten am Mittwoch, dass Tschechien erstmals seine Kampfkraft öffentlich zur Schau getragen hat – und das 23 Jahre nach der letzten kommunistischen Militärparade:

„Hierzulande werden Militärparaden gerne belächelt oder man hält ironische Distanz. Die gestrige Schau war daher ein großartiger, unser Staat entstand schließlich nicht nur durch Worte, sondern auch durch die Gewehre. Die Tschechoslowakei musste ihre Grenzen erkämpfen, und das sowohl gegen die Ungarn und die Polen, als auch in den Sudetengebieten.“

Militärparada (Foto: Barbora Kmentová)

Eingerechnet den 28. Oktober können tschechische Arbeitnehmer 13 Mal im Jahr die Beine von Staats wegen baumeln lassen. So viele offizielle Feiertage hat der Kalender heute; gesamteuropäisch betrachtet ist dies eher Durchschnitt. Doch nun sollen es mehr werden. „An Ostern zwei Feiertage zusätzlich“ schreibt die Tageszeitung„Mladá fronta Dnes“ am Freitag auf ihrer Themenseite. Der Hintergrund: Im Senat ist der Vorschlag durchgekommen, nicht mehr nur den Ostermontag zu haben, sondern auch den Karfreitag und den Gründonnerstag. Ähnliche Vorschläge wurden schon mehrmals vom Senat verabschiedet, aber dann vom Abgeordnetenhaus gestoppt. Der jetzige verlangt aber nicht auch die Streichung des Internationalen Frauentags, wie das vorher war. Auch deswegen schreibt das Blatt: „Noch nie war die Chance so groß wie jetzt, dass die Liste der Feiertage umgeschrieben wird.“

Das Thema Feiertag, konkret das Gedenken an die Samtene Revolution am 17. November, hat auch die Zeitung „Lidové noviny“ zum Anlass genommen. Sie hat am Donnerstag eine zwölfteilige Bildungs-Serie gestartet mit dem Titel „Wege zur Freiheit“. Vier Jahre ist diese Serie schon alt. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit bekannten Historikern sowie der Menschenrechtsorganisation „Člověk v Tisní“ („Mensch in Not“). In den Beiträgen werden nun täglich auf einer ganzen Seite Formen des Widerstands gegen das kommunistische Regime geschildert und dazugehörige Schicksale erzählt.

Soweit der Presseeinblick für diesmal. Im zweiten Teil des Medienspiegels stellt Ihnen Christian Rühmkorf den Fernsehreporter Josef Klíma vor.

Eine Wiederholung aus dem Medienspiegel vom 9. Mai dieses Jahres.