In Prag wurde am Donnerstag das Andenken an einen begnadeten Fußballer geehrt, der als Wiener Tscheche wie kaum ein Zweiter in zwei Welten lebte: Josef „Pepi“ Bican. Er war in Wien und Prag nicht nur populär und beliebt wegen seiner vielen Tore, sondern auch für seine über alle Maßen erhabene Rechtschaffenheit.
Josef Bican (Foto: Slavia Praha)
Die Europäische Union wurde unter anderem dazu geschaffen, um Menschen einander näher zu bringen. Sie sollen sich direkter austauschen, voneinander lernen und sich in ihrem Tun auch schätzen lernen können. Trotz unterschiedlicher Sprachen, verschiedener Herkunft und Lebensweisen. Oder besser gesagt: Gerade deshalb. Junge Menschen, die heutzutage mit dem Erlernen von Fremdsprachen aufwachsen, tun sich damit leichter. Die mittlere und die ältere Generation, meist sehr eng in ihrem unmittelbaren Umfeld und der Heimat der Eltern verwurzelt, tut sich da schon schwerer. Zum Teil sehr argwöhnisch wird beobachtet, wenn sich Fremde in der eigenen gewohnten Umgebung längerfristig aufhalten. Egal ob begründet oder nicht begründet. Und in Politik und Wirtschaft, wo die Älteren das Sagen haben, hat man gebietsweise der Mobilität von allzu arbeitswilligen Menschen sogar noch einen Riegel vorgeschoben. Deutschland und Österreich zum Beispiel werden die Möglichkeit der Zugangsbeschränkung ihres Arbeitsmarktes für Bürger der neuen EU-Staaten wohl volle sieben Jahre lang ausschöpfen. Dabei heißt es doch immer: Man soll von den Anderen ebenso wie von den Alten lernen.
Josef Bican (Foto: Slavia Praha)
Aber das kann man auch heute immer noch. Man muss nur genau hinschauen. In Prag zum Beispiel wurde am Donnerstag das Andenken an einen begnadeten Fußballer geehrt, der als Wiener Tscheche wie kaum ein Zweiter in zwei Welten lebte. Die Rede ist von Josef „Pepi“ Bican, der sowohl in Wien als auch in Prag, für Österreich und die ehemalige Tschechoslowakei Fußball spielte und in seiner Karriere über 5000 Tore erzielte. Eine Quote, für die er von der Internationalen Organisation der Fußballhistoriker die Trophäe für den weltbesten Torjäger des 20. Jahrhunderts überreicht bekam.
Tore hat Josef „Pepi“ Bican quasi im Überfluss erzielt. Kein Wunder, dass er damit viele Pokale gewann und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Was ihn aber über die Ländergrenzen hinaus am meisten populär und beliebt gemacht hat, war seine über alle Maßen erhabene Rechtschaffenheit. Josef Bican war ein höflicher, zuvorkommender Mensch, der niemanden gering schätzte sondern jedem für sein Tun den gebührenden Respekt entgegen brachte. „Wenn er zum Beispiel aus einem Flugzeug ausstieg, dann bedankte er sich beim Piloten und beim gesamten Personal für die geleistete Arbeit“, versicherte die Witwe von Josef Bican nach der Gedenkveranstaltung vor Journalisten. Würden heute mehr Europäer so denken wie der große Fußballer Josef Bican, dann hätten auch weit weniger EU-Bürger vor der Arbeit anderer etwas „zu befürchten“. Es kommt also immer noch darauf an, wie wir miteinander umgehen und ob wir uns auch gegenseitig kennen und schätzen lernen wollen.