„Musik für Prag 1968“: Konzert zum Gedenken an Selbstverbrennung des Polen Ryszard Siwiec

Ryszard Siwiec, foto: ČTK

Zwei musikalische Highlights hat das Prager Rudolphinum an diesem Wochenende erlebt. Vor ausverkauftem Haus fand dort am Freitag das Konzert der Tschechischen Philharmonie statt, mit dem ihre 113. Spielsaison eröffnet wurde. Am Dirigentenpult stellte sich mit großem Erfolg der gastierende Chefdirigent des Orchesters, Manfred Honeck, aus Österreich vor. Aus einem besonderen Anlass wurde am Sonntag ein anderes Konzert in Prag veranstaltet. Am 8. September 1968 hat sich in Warschau Ryszard Siewiec selbst verbrannt. Sein Grund war derselbe wie ein paar Monate später für den Tschechen Jan Palach – die Okkupation der Tschechoslowakei.

Ryszard Siwiec,  foto: ČTK
Am Sonntagabend wurde im Prager Rudolphinum an ein tragisches Ereignis in der polnischen Geschichte erinnert, das mit dem Geschehen in der Tschechoslowakei vor 40 Jahren sehr eng verknüpft ist.

Vor den Augen von rund 100.000 Menschen im Warschauer Sportstadion hat sich am 8. September 1968 Ryszard Siwiec selbst verbrannt. Ihm zu Ehren spielte im Prager Rudolphinum das Symphonische Nationalorchester des Polnischen Rundfunks Katowice/Katowitz.

Dass Wahrheit, Menschlichkeit und Freiheit nicht untergehen, ist der Grund, warum er sterben wolle. So ähnlich lauteten einige der letzten Worte von Ryszard Siwiec, als er sich nach der Selbstanzündung in eine brennende Fackel verwandelte und mit hastigen Handbewegungen alle, die ihm zu Hilfe kommen wollten, von sich wies.

Lange Zeit hätten viele Menschen daran gearbeitet, dass niemand von der Tat Siwiec´ erfahre, sagte im Tschechischen Fernsehen Maciej Szymanowski, Leiter des Polnischen Instituts in Prag. Von dem Ereignis im Warschauer „Stadion des Jahrzehnts“ vor 40 Jahren hat sicherlich auch die Mehrheit der Tschechen dieser Tage erstmals gehört. Zur Erinnerung an den tapferen Buchhalter aus dem polnischen Przemyśl / Prömsel spielte das Rundfunksymphonieorchester aus Katowice im Konzert, betitelt „Musik für Prag 1968“, die gleichnamige Komposition, die 1968 aus Protest gegen den Einmarsch der Sowjetpanzer in der Tschechoslowakei entstanden war. Ihr seit den 50er Jahren in den USA lebender Komponist Karel Husa konnte sie erst im Februar 1990 zum ersten Mal in seinem Heimatland aufführen.

An die tragische Tat von Ryszard Siewiec, die er im Zusammenhang mit der Okkupation der Tschechoslowakei 1968 vollbracht hat, wird dieser Tage unter anderem auch in einer Ausstellung authentischer Fotoaufnahmen und Dokumente vor dem Rudolphinum in Prag erinnert.