Karajan 1963 erstmals in Prag – Ehrung mit Mozart-Medaille

Herbert von Karajan (Foto:ČTK)

Vor 45 Jahren war in Prag ein besonderer Künstler zu Gast: der österreichische Star-Dirigent Herbert von Karajan. Im Archiv des Tschechischen Rundfunks haben sich Aufnahmen von dem Besuch am 18. Juni 1963 erhalten.

Herbert von Karajan  (Foto: ČTK)
„Aus Anlass des 200. Geburtstags des großen österreichischen Komponisten, der gerade in Prag so viel Liebe und Verständnis gefunden hat, hat der Verband tschechoslowakischer Komponisten eine Mozart-Gedenkmedaille gestiftet. Ich habe heute die Ehre, im Namen des Verbandes tschechoslowakischer Komponisten und im Beisein der Vertreter des tschechoslowakischen Mozart-Komitees unseren lieben und teuren Gast, Herrn Herbert von Karajan, und das Orchester der Wiener Philharmoniker mit dieser Medaille auszuzeichnen. Eine nähere Begründung ist wohl nicht notwendig, denn es ist allgemein bekannt, was gerade Herbert von Karajan und das Orchester der Wiener Philharmoniker für eine stilreine und unserer Zeit gemäße von Mozarts Symphonien und Opern daheim und im Ausland getan haben.“

So klang die offizielle Einleitung zur Überreichung der Mozart-Medaille an Karajan. Wer im Übrigen die Worte sprach, die hier aus dem Tschechischen ins Deutsche gedolmetscht wurden, ist nicht bekannt. Weiter hieß es:

„Anstelle einer ausführlichen Laudatio möchte ich aber meine Freude Ausdruck verleihen, dass es zur Überreichung der Medaille in einem Jahr kommt, in dem es im Zeichen der Musik zu einer neuerlichen Befestigung der Freundschaft zweier Mozartstädte, Prag und Salzburg, durch den Besuch der jeweiligen Orchester kommt.“


Herbert von Karajan  (Foto: ČTK)
1963 war Herbert von Karajan das erste Mal in Prag. Die Musikfans seien aus dem Häuschen gewesen, erinnern sich die Beobachter von damals. Und für die deutschen Sendungen von Radio Prag wurde mit dem Maestro ein kleines Interview aufgezeichnet:

Vor allem erlauben Sie mir, dass ich Sie herzlichst bei uns in Prag begrüße, Herr von Karajan. Ich wollte Sie fragen, ob Sie zum ersten Mal hier in unserer Stadt sind?

„Ja, ich bin heute das erste Mal in der Stadt und auch zum ersten Mal mit dem Orchester hier.“

Hatten Sie denn Gelegenheit, ein bisschen etwas von Prag zu sehen?

„Ja, ich hatte zwei Stunden Zeit und der Botschafter war so freundlich und hat mich herumgeführt. Es ist begeisternd schön gewesen.“

Was das Programm des heutigen Abends betrifft. Hat es eine Bewandtnis, dass Sie gerade die Jupiter-Symphonie spielen?

„Wir haben uns eigentlich mehr nach den Wünschen der hiesigen Mozart-Gesellschaft gerichtet, die sich das ausgewählt hat aus den Vorschlägen, die wir ihnen machen konnten.“

Mozart und Prag - Prag und Mozart. Könnten Sie uns noch Ihre weiteren Pläne verraten?

„Wir gehen heute Abend noch nach Wien zurück. Sie wissen, wir haben auch in Wien Festwochen, die gerade jetzt gegen Ende besonders angespannt sind. Ich habe in einem Monat 13 Mal in der Oper und drei Konzerte zu dirigieren, was ziemlich viel ist. Ende August bin ich dann in Salzburg, wo die Proben für den Rosenkavalier und dann für den Troubadour beginnen. Da werde ich dann meinen Freund Karel Ančerl treffen, der mit den Prager Philharmonikern hinkommt. Auf diesen Besuch freuen wir uns schon sehr.“