Schweizer Schriftsteller in Prag - Lesung für interkulturelle Verständigung
Lesungen gibt es viele und eigentlich laufen sie immer im selben Rahmen ab. Am Montag aber fand in Prag aber eine Lesung der anderen Art statt: Das Prager Literaturhaus lockte Literaturbegeisterte auf ein gemütliches Moldauboot. Dort hat der Schweizer Autor Daniel Goetsch aus seinem aktuellen Buch „Ben Kader“ vorgelesen.
Als Stipendiat hatte Goetsch vom Literaturnetzwerk „Halma“ die Möglichkeit erhalten, sein Werk in zwei Ländern vorzustellen. Neben Bulgarien hatte sich der in Berlin lebende Schweizer auch Prag für seine insgesamt achtwöchige Reise ausgesucht. Warum?
„Ich war vor 15 Jahren schon einmal hier. Und damals schon hat micht diese Stadt beeindruckt. Ich wollte auch sehen, was sich hier verändert hat. Ich verbinde eine sehr vielseitige Bausubstanz und bin beeindruckt von diesen gotischen Bauten, dem Mittelalter, dem Jugendstil. All das ist eine wundervolle Kulisse“, so Goetsch.
Doch genau diese Kulisse möchte er vorerst am liebsten von sich fernhalten. Denn an das Ende seines Aufenthaltes wird sich die Veröffentlichung seines neues Werkes anschließen. Da bleibt nicht viel Zeit für ein ausgedehntes Sightseeing.
„Es ist wirklich nur ein einsames Niederschreiben. Aber ich werde natürlich auch weiterhin in die Kneipen und Cafés gehen. Bestimmt habe ich für die Leute vom Stipendium wie so ein Mönch gewirkt, der in seiner Klause sitzen und arbeiten möchte.“
Dabei soll er als Bindeglied zwischen den Kulturen Beziehungen knüpfen. „Halma“-Geschäftsführerin Laura Seifert ist mit der Arbeit von Goetsch sehr zufrieden und mag ihn so gar nicht als einfachen Mönch sehen:„Ich denke, dass er ein sehr guter Botschafter war, auch für die Schweizer Literatur. Er war sehr offen gegenüber anderen Kulturen und hat auch den Dialog gesucht, sowohl in Bulgarien, als auch hier in Prag - mit anderen Schriftstellern, mit Übersetzern, mit unseren Partnern, den Literaturhäusern, dem Kulturinstitut hier und dem Prager Literaturhaus. Und wir sind sehr zufrieden damit.“
Auch alle, die gekommen waren, um die Lesung der anderen Art mit dem Wellenplätschern im Ohr zu erleben, waren begeistert. So wurde nach der Lesung ein regelrechter Guss an Fragen über Daniel Goetsch ausgeschüttet. Ein voller Erfolg für das Literaturhaus - nicht zuletzt auch, weil die Besucher viel davon mitnehmen können, wie Lucie Černohousová erklärt:
„Ich finde es immer sehr interessant, wenn ein Autor von außerhalb in die Stadt kommt oder in ein anderes Land und man versucht, das Land durch seine Augen zu sehen. Das wirft einfach einen anderen Blick auf die Realität, in der wir leben.“