Wegbereiter des Bebop in Tschechien: Laco Deczi und seine Band „Celula“

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In diesem Jahr ist einer der einflussreichsten Musiker der tschechoslowakischen Jazzszene 70 Jahre alt geworden. Laco Deczi, in Bratislava geboren, sorgte in den 60er Jahren in Prag für Furore und hat vielen tschechischen Größen des Jazz den Weg geebnet. Mitte der 80er Jahre emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er bis heute lebt. Seine heutige Band heißt zwar immer noch „Celula“, aber seit seiner Emigration mit dem Zusatz „New York“.

1967 gründete der slowakische Jazz-Trompeter Laco Deczi in Prag seine Band Celula, die ein Renner wurde. Der Publizist, Musik-Produzent und Musiker Antonín Matzner, der damals einen Jazzclub in Plzeň / Pilsen führte, erinnert sich.

„Laco hatte bereits in Bratislava eine stilistisch progressive Band, die sich am damals sehr aktuellen amerikanischen Hardbop orientierte. Sein Vorbild war der amerikanische Jazztrompeter Clifford Brown, der auch das ganze Leben lang für Laco eine Art Guru blieb. Er bemühte sich seine Spieltechnik nachzuahmen.“

In den 60ern soll Laco Deczi aber noch ein gutes Stück entfernt von seinem Idol gewesen sein, sagen Beobachter von damals. Erst mit den Jahren fand er zur traumwandlerischen Sicherheit, mit der er heute sein Instrument beherrscht. Ganz im Gegensatz zu den technischen Unzulänglichkeiten des Bandleaders stand sein allgemeiner Einfluss. Laco Deczi hatte damals bereits seine untrügliche Nase für hochklassige Talente, die er in seine Band aufnahm. So zum Beispiel der Pianist Karel Růžička, heute ein hoch angesehener Jazzer ist.

Wie eine Bombe schlug die Musikrichtung ein, die Deczi spielte. Bis dahin war der tschechische Modern Jazz sehr intellektuell und griff immer wieder auf die klassische Musik zurück. Laco Deczis Hardbop wirkte dagegen unmittelbar und rau. Dass Deczi über seine eigene Band hinaus Einfluss hatte, bestätigt Antonín Matzner entschieden:

„Das hatte er durchaus. Es war eigenartig, dass Musiker wie Karel Velebný, die eine Generation älter waren, ihn aufsogen, sich ihm und der neuen Welle unterordneten. Auf diese Weise wandelte sich die Musikszene und öffnete sich. Das war eine Vorstufe, denn als Nächstes konnte Jiří Stivín noch einen Schritt weiter in Richtung Avantgarde und dem amerikanischen Konzept des Free Jazz gehen.“

Deczi ist seinem Musikstil im Großen und Ganzen treu geblieben – ab und zu mischt er aber heute in die Spielarten des Bop auch Anleihen bei Electro, Funk oder Latin.

Autor: Till Janzer
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