Milchpreise purzeln – tschechische Bauern fordern Eingreifen des Staates
Im Juni noch schütteten tschechische Bauern Milch in den Ausguss. So kämpften sie für ihre deutschen Kollegen, die gegen den Preisverfall der Milch protestierten. Nun stecken die Landwirte zwischen Beskiden und Böhmerwald in derselben misslichen Lage. Die Großmolkereien haben angekündigt, den Preis für den Aufkauf von Milch auf unter acht Kronen (33 Cent) zu senken. Die tschechischen Milchviehhalter sehen sich in ihrer Existenz gefährdet und fordern ein Eingreifen des Staates.
Ende vergangenen Jahres war die Nachfrage nach Milchprodukten weltweit so groß, dass sich das auch in Tschechien bemerkbar machte. Der Erzeugerpreis für Milch lag noch bei 10,50 Kronen und der Endverbraucher musste deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen für Frischmilch, Käse oder Joghurt. Doch nun hat sich das Blatt gewendet und mit Verspätung kommt der Trend wie in Deutschland auch nach Tschechien. Oldřich Obermajer, Generalsekretär des tschechischen Büros des Internationalen Milchwirtschaftsverbands:
„Die Erzeugerpreise waren so hoch, dass der Verbrauch an Milch und Milchprodukten seit dem vergangenen Jahr gesunken ist. Wenn dann die Preise für Milch in Europa zurückgehen, ist es logisch, dass dies auch bei uns geschieht.“
Mittlerweile schlägt die tschechische Großmolkerei Madeta einen Erzeugerpreis vor, der um drei Kronen niedriger liegt als im vergangenen Jahr. Andere Großabnehmer wollen nachziehen. Landwirte halten das Vorgehen aber nicht für fair. Der Preis läge nun weit unter den Produktionskosten, sagen sie. Und selbst die Exporteure unter den Milchviehhaltern stehen unter Druck. Wegen der starken Krone sinken die Erlöse aus dem Absatz in Deutschland. Zdeněk Houška, der stellvertretende Vorsitzende einer der größten tschechischen Landwirtschaftsgenossenschaften, der Genossenschaft Jih, fordert nun die Politik zum Handeln auf:
„Falls die Regierung auf das Problem, das sich nun ergeben hat, nicht deutlich reagiert, wird das enorme Folgen für die landwirtschaftlichen Produzenten haben“, so Houška gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Doch Landwirtschaftsminister Petr Gandalovič bedauert, er könne nichts bewirken:
„Der Staat kann im Rahmen der gemeinsamen europäischen Landwirtschaftspolitik nicht helfen. Die Milchproduktion ist innerhalb der EU an das Quotensystem gebunden. Die tschechische Regierung gehört zu jenen, die sich für eine schrittweise Liberalisierung des Systems eingesetzt haben. Ich kann derzeit nur an beide Seiten appellieren, vernünftig zu bleiben. Einmal ist die Lage besser für den einen, das andere Mal für den anderen.“
Bisher planen die tschechischen Milchbauern noch keine Protestaktionen. Aus unterschiedlichen Teilen des Landes verlautete, dass man erst einmal mit den Großmolkereien weiter verhandeln wolle.