Fahrradfreundlichste Gemeinden Tschechiens ausgezeichnet

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Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr die drei fahrradfreundlichsten Gemeinden Tschechiens ausgezeichnet. Die Preisträger des „Unilever Sprinter 2008“ wurden am Mittwoch in Prag gekürt. Martina Schneibergová sprach mit Daniel Kortschak, der bei der Preisverleihung dabei war.

Daniel, welche sind nun die drei fahrradfreundlichsten Gemeinden in Tschechien?

"Der erste Preis, 100 000 Kronen (umgerechnet rund 4000 Euro) geht an Ústí nad Orlicí (Wildenschwert), 70 000 Kronen (etwa 3000 Euro) bekommt Rakovník (Rakonitz) und auf dem dritten Platz liegt Kostelec nad Orlicí (Adlerkosteletz). Diese Gemeinde bekommt 50 000 Kronen (circa 2000 Euro)."

Nach welchen Kriterien wurden diese Orte ausgewählt?

"Nun, es geht um darum, dass sich diese Gemeinden im letzten Jahr besonders um die Erweiterung ihres Radwege-Netzes bemüht haben. Ein wichtiger Punkt ist auch die begleitende Infrastruktur: Denn, was nützt es, wenn z.B. ein Radweg zum Bahnhof führt, der auch fleißig genützt wird und dann kann man dort nirgendwo sein Fahrrad abstellen. Bewertet werden auch die Beschilderung und das Informationsmaterial. Bei Freizeit-Radwegen wird außerdem darauf geachtet, ob es entlang der Strecke gastronomische Einrichtungen und Rastplätze gibt. Auch Kinderspielplätze sind gewünscht. Und nicht zuletzt sollen die Gemeinden auch Werbung machen fürs Radfahren. Es wird also das Gesamtkonzept der Gemeinden beurteilt und nicht nur die Länge der Radwege.

Foto: Štěpánka Budková
Zugelassen zum Wettbewerb waren alle tschechischen Städte und Gemeinden unter 80 000 Einwohner. Die Preisträger wurden von einer Jury ausgewählt, in der unter anderem Vertreter des Verkehrsministeriums, von CzechTourism und Fahrrad-Vereinigungen waren."

Das heißt, Großstädte wie Brünn oder Prag durften gar nicht mitmachen. Warum?

"Ja, das hat mich auch gewundert und darum habe ich dazu auf der Veranstaltung Jaroslav Martínek vom Institut für Verkehrsforschung gefragt, der auch in der Jury war:

'100 000 Kronen Preisgeld für Prag oder Brünn. Wozu? Die haben als Großstädte ohnehin die Pflicht, ihre Radwege auszubauen. Das ist doch selbstverständlich. Bei den Regionen ist das anders: Die müssten nicht, haben sich die Radwege aber freiwillig als Priorität gesetzt. Die haben auch andere wichtige Aufgaben wie beispielsweise die Kanalisation. Die müssen das alles finanziell unter einen Hut bringen. Schauen Sie, was sich zum Beispiel in Wien tut. Warum sind wir hier nicht auf demselben Level? Aber was Prag betrifft, kann ich sagen, dass es jetzt sehr positive Signale gibt und vielleicht wird Prag sogar 2011 oder 2013 für den internationalen Fahrrad-Kongress ‚Velocity‘ kandidieren.'

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