Kriegsoperation „Anthropoid“ bekommt nach 66 Jahren ein Denkmal

Die Operation „Anthropoid“, bei der 1942 tschechoslowakische Widerstandskämpfer ein Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich verübten, wird ein Denkmal haben.

Am Ort, an dem es vor genau 66 Jahren zum Attentat kam, wurde am Dienstag der Grundstein gelegt. Das Denkmal selbst soll binnen einem Jahr entstehen. Die Idee, ein Denkmal für die aus Großbritannien eingeflogenen Fallschirmjäger Jan Kubiš und Josef Gabčík zu errichten, die am 27. Mai 1942 im Prager Stadtteil Kobylisy den Wagen mit Heydrich angegriffen hatten, kursiert bereits seit 1946. Nach mühsamen Verhandlungen in den letzten Jahren wird sie nun doch umgesetzt. Kein Wunder, dass der Bürgermeister des 8. Prager Stadtbezirks, Josef Nosek, bei der Grundsteinlegung von einem Umbruch sprach:

„Der richtige Zeitpunkt dafür war vor 60 Jahren. Dass das Denkmal nicht schon damals entstanden ist, sehe ich als große Schande und auch als eine moralische Schuld. Die Operation ´Anthropid´ war in der Tat eine der bedeutendsten Aktionen dieser Art während des Zweiten Weltkrieges, weil Heydrich einer der führenden Repräsentanten des Dritten Reichs war. Hätte es sie nicht gegeben, hätte es passieren können, dass die damalige Tschechoslowakei nach dem Krieg entweder nicht anerkannt oder geteilt worden wäre.“

Noch kritischer äußerte sich aus demselben Anlass der Historiker und Publizist Vladimír Kučera:

„Wir gehen mit unseren Helden insgesamt sehr schlecht um. In Bezug auf die Geschichte hat hierzulande meines Erachtens alles eine Verspätung. Wir Tschechen kommen, wie man bei uns zu sagen pflegt, mit dem Kreuz erst nach der Bestattung. Oft buchstäblich nach der Bestattung derer, die noch bis vor kurzem gelebt haben, zum Beispiel die Tschechen, die während des Krieges als Piloten in der britischen RAF gekämpft haben. Es ist natürlich sehr verspätet, erst jetzt dieses Denkmal zu enthüllen. Trotzdem möchte ich mich sehr bei denen bedanken, die sich die ganze Zeit dafür eingesetzt haben.“

Und was hat die Denkmalpläne in den letzten Jahren verzögert? Das hat uns die Vizebürgermeisterin von Prag 8,Vladimíra Ludková, verraten:

„Die größte Komplikation bestand darin, dass das Grundstück nicht im Besitz des 8. Prager Stadtbezirks ist, es gehört dem Magistrat. Entscheidend war vor allem die Übereinkunft, ob das Denkmal gerade hier oder woanders stehen soll. Die Absprache mit dem Magistrat war aber letzten Endes erfolgreich.“

Na dann, Ende gut, alles gut? In einem Jahr wird sich zeigen, ob es auch diesmal nicht bei den Worten geblieben ist. Und beim Grundstein.

Fotos: Barbora Kmentová