Unruhige Tage für Prager Politiker – Kulturschaffende demonstrieren
In der Geschichte der Tschechoslowakei gab es immer wieder Zeiten, da die Kunst politisch war – im positiven wie im negativen Sinn. In Prag gehen in diesen Tagen erneut Künstler auf die Straße, um die Politik zu ändern. Und zwar die Kulturpolitik des Prager Senats. Den Auftakt bildete am Sonntag ein Festival auf dem kleinen Platz seitlich des Nationaltheaters, bei dem rund 300 Künstler auftraten.
„Erstmals in der Geschichte Prags haben auch kommerzielle Kulturproduktionen öffentliche Gelder erhalten. Das an sich wäre kein Unglück, zumal Prag als boomende Kulturstadt bekannt ist. doch die Gelder fehlen nun im nicht-gewinnorientierten Teil der Kultur.“
Die Folgen sind unmittelbar zu spüren. Für einige Theater und Festivals hat sich ihre ohnehin bereits schlechte Lage soweit verschlimmert, dass sie nun um ihre Existenz kämpfen müssen. Dazu gehört das Theater Archa, in dem derzeit Havels neues Stück aufgeführt wird. Das internationale Tanzfestival Tanec Praha musste zehn Vorstellungen absagen und das traditionsreiche Theater Semafor hat sogar bereits Bankrott angemeldet. Mittlerweile hat der Prager Kulturstadtrat Milan Richter zum Teil eingelenkt und für Mittwoch ein Treffen einberufen. Dort sollen die Leiter der Prager Theater ihre Konzeption für die Vergabe von Zuschüssen vorstellen.„Falls die Theatervertreter eine gemeinsame Lösung finden, bin ich bereit, sofort in das bestehende System einzugreifen und den Streit zu beenden“, sagte Richter gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.Táborský hält dies jedoch nicht für den richtigen Weg:
„Das ist eine stümperhafte Lösung. Das System müssen unabhängige Fachleute erstellen, nicht jene, die von den Zuschüssen abhängig sind. Außerdem betrifft das nicht nur das Theater, sondern auch die Bildende Kunst, die Musik oder den Tanz, also das ganze kulturelle Spektrum in Prag.“
Und deswegen wird weiter demonstriert. Die Tage der Unruhe, wie der Protest heißt, soll noch die ganze Woche dauern und am Donnerstag mit einer Kundgebung vor den Magistrat der Stadt ihren Höhepunkt finden.