Jedličkův ústav: Prager Rehainstitut für Kinder und Jugendliche feiert 95. Gründungsjubiläum
Vor 95 Jahren wurde in Prag eine bedeutende Einrichtung gegründet, für die sich im Laufe der Zeit der Name „Jedličkárna“ in der Umgangssprache eingebürgert hat. Jedličkův ústav, auf Deutsch Jedlička-Institut, gilt landesweit als eine einmalige Einrichtung, die Ausbildung und zugleich entsprechendes Körpertraining für behinderte Kinder gewährleistet.
Das 95. Gründungsjubiläum des Jedlička-Instituts ist eigentlich mit dem 1. April verbunden, doch die offiziellen mehrtägigen Feierlichkeiten beginnen erst an diesem Montag. Am Prager Vyšehrad öffnete es 1913 als eine für die damalige Zeit auch im internationalen Vergleich ungewöhnlich moderne pädagogisch-medizinische Sozialeinrichtung seine Tore. Gegründet und 40 Jahre lang betrieben wurde es vom Verein für rachitische Personen und Krüppel. Vorsitzender war der Chirurg Rudolf Jedlička. Seine Aufgabe war es, aus den verkrüppelten Bettlern wieder Steuerzahler zu machen. Nach Jan Pfeiffer von der Rehaklinik der Prager Karlsuniversität war es ursprünglich so:
„Das Institut startete seine Tätigkeit mit einem Programm für Soldaten, die verwundet aus dem Krieg zurückkehrten. Die Armee war daran interessiert, diese Männer möglichst wieder ins Gefecht zurück zu schicken oder sie zumindest noch im Hinterland zu halten.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Institut unter staatliche Obhut genommen. In der Zeit des kommunistischen Regimes, das sich bei jeder Gelegenheit als das humanste aller Gesellschaftssysteme zu deklarieren pflegte, konnte man nur wenige Behinderte sehen. Womöglich mussten die meisten von ihnen hinter den Wänden verschiedener Anstalten ein tristes Dasein fristen.
Erst mit der Jahrtausendwende hat das Jedlička-Institut eine spürbare Entwicklung und Modernisierung erfahren. Etwa 200 Kinder und Jugendliche, die unter Folgen der Kinderlähmung oder eines Unfalls leiden, besuchen derzeit einen Kindergarten, eine Grundschule oder Schulen der mittleren Schulstufe. Direkt im Haus finden sie Unterkunft, Reha-Einrichtungen, aber auch verschiedene Werkstätten. Jan Pičman, Leiter des Instituts:
„Heutzutage sind wir als eine Einrichtung bekannt, die hohe Qualität anbietet. Wir bereiten Kinder im Rahmen eines umfassenden Spezialprogramms auf eine möglichst schnelle Integration in den Alltag vor.“
Der Vorsitzende des Nationalrates der Behinderten, Václav Krása, räumt ein, dass zwar Fortschritte bei Pflege und Betreuung dieser Kinder erreicht werden, gleichzeitig aber bemängelt er ein komplexes System ihrer Rehabilitation.
Inspirationen gebe es genug im Ausland. Diese Komplexität sei in Mitteleuropa vollkommen normal. Es gehe hierbei um eine Kontinuität im Rahmen des medizinischen Pflegesystems bis hin zur Jobsuche oder Wohnungsumbau, sagte Václav Krása am Sonntag im Tschechischen Fernsehen.