Nationalgalerie eröffnet Barockkunstausstellung im Palais Schwarzenberg

Palais Schwarzenberg (Foto: Autorin)

Es ist eines der schönsten Renaissancegebäude in Prag, in dem man jedoch heutzutage Barockkunst bewundern kann. Das Palais Schwarzenberg auf dem Prager Hradschiner Platz wird nach Jahren der Rekonstruktion nun kulturell genutzt: Am Donnerstag wurde unter dem Titel „Der Barock in Böhmen“ eine neue ständige Ausstellung der Nationalgalerie eröffnet.

Palais Schwarzenberg  (Foto: Autorin)
Das Palais Schwarzenberg wurde schon 1910 für Ausstellungen genutzt, als dort die Sammlungen des damaligen Technischen Museums aufbewahrt wurden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte das Museum für Militärgeschichte seinen Sitz in dem Palast. Seit 2002 gehört das Gebäude der Nationalgalerie, die es ein Jahr später gründlich zu renovieren begann. Später übernahm die Galerie auch das Nachbarpalais Salm. Eine weitere Ausstellung der Nationalgalerie ist im Palais Sternberg am Hradschiner Platz auf der Prager Burg untergebracht. Dort ist die europäische Kunst von der Antike bis zum Barock ausgestellt. Durch die fast fünfjährige Rekonstruktion des Palais Schwarzenberg gewann die Nationalgalerie 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. In drei Etagen finden die Besucher an 160 Plastiken und 280 Werke der späten Renaissance und der Barockmalerei. Die Barockkunst aus Böhmen wurde zuvor im St. Georgskloster auf der Prager Burg ausgestellt. Die Kunstwerke wurden ins Palais Schwarzenberg überführt. Beim Betreten des Palastes geht der Besucher an mehreren Monumentalplastiken vorbei. Kurator Vít Vlnas:

„Die großen Steinplastiken, die den Besucher am Eingang begrüßen, sind ein Werk von Matthias Bernhard Braun, dem wahrscheinlich berühmtesten Bildhauer des böhmischen Barock. Sie stammen von der Attika des Clam-Gallas-Palais aus der Husstraße in der Prager Altstadt. Von dort wurden sie bereits im 19. Jahrhundert abgetragen.“

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Die neue ständige Ausstellung der Barockkunst umfasst Werke seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Es gibt da eine Reihe von Werken, die die Besucher schon aus dem Georgskloster kennen. Viele Gemälde und Plastiken sind aber neu, einige davon werden überhaupt zum ersten Mal ausgestellt. Neu sei, so Vít Vlnas, im Vergleich mit der einstigen Barockausstellung im Kloster auch die Präsentation der Barockkunst.

„Denn wegen der inneren Gliederung des Palastes wird die Sammlung der Plastiken von der Gemäldesammlung getrennt vorgestellt. Gemälde im Großformat wurden im größten Saal des Palastes zusammengebracht. Zudem entstanden hier kleine Kunstkabinette, die sich auf verschiedene Themen konzentrieren – wie das Stillleben oder die barocke Landschaftsmalerei. Man findet hier ein Kunst- und Kuriositätenkabinett, das an die Sammlung von Rudolf II. auf der Prager Burg erinnert.“

An den Vorbereitungen der Ausstellung beteiligten sich verschiedene Institutionen mit Leihgaben:

„Es gibt viele Leihgaben. Es wäre sonst unmöglich gewesen, die Ausstellung vorzubereiten. Die Kunstwerke wurden von verschiedenen Kircheninstitutionen ausgeliehen – vor allem von römisch-katholischen Pfarreien – hierbei handelt es sich um Kunstgegenstände, die sich ursprünglich in Kirchen befanden. Zudem werden hier Kunstobjekte gezeigt, die von Klöstern zur Verfügung gestellt wurden – wie beispielsweise vom Prämonstratenserstift in Teplá / Tepl. Auch einige Prager Museen – wie das Nationalmuseum oder das Kunstgewerbemuseum - sind hier mit Leihgaben vertreten. Es gibt hier außerdem ausgeliehene Werke von Privatsammlern. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Der große Saal des Palastes ist dem Maler Karel Škréta als Begründer der böhmischen Barockmalerei gewidmet. Selbständige Räume haben die größten Stars des böhmischen Barock – wie Petr Brandl, Václav Vavřinec Reiner oder Jan Kupecký, erzählt der Kurator:

„Wir haben in diesem Saal Porträts von Brandl und von Kupecký nebeneinander gehängt. Es zeigte sich beim Vergleich, dass die beiden Meister gemeinsame Ausgangspunkte hatten. Sie kannten sich und arbeiteten zusammen.“

Vít Vlnas zufolge ist der Barock in Böhmen ein synthetischer Stil. Schon Karel Škréta habe, so der Kurator, aus Italien bestimmte Einflüsse in die Heimat mitgenommen. Er war imstande auch auf die zeitgenössische flämische Kunst zu reagieren. In den weiteren Phasen der Barockkunst reagiert beispielsweise Michael Willmann auf die niederländische Malerei. Petr Brandl verbindet in seinem Schaffen das Beste, was es damals in der europäischen Kunst gab. Es ist bemerkenswert, dass Brandl selbst dabei nie die Grenzen der böhmischen Länder überschritt. Er machte sich in seiner Heimat mit den berühmtesten Werken bekannt - ob in den Bildergalerien der Prager Burg oder auch in den Galerien der tschechischen Adeligenfamilien. In der Rokokozeit wiederum war Frankreich der kulturelle Trendsetter Europas. Norbert Grund, der Virtuose des Prager Barock, reagierte auf die Anregungen aus Frankreich. Die spanische Malerei wurde dagegen den Worten von Vít Vlnas zufolge in den Böhmischen Ländern kaum reflektiert:

Palais Schwarzenberg  (Foto: Autorin)
„Es scheint, dass diese Kunst hier nicht bekannt war und dass man beispielsweise über Velasquez nicht viel wusste. Aber in den Werken von Michael Willmann entdeckt man direkte Einflüsse von Jusepe de Ribera, dem spanischen Maler, der in Neapel wirkte. Andererseits spiegelt sich Spanien in den Motiven der Barockkunst wider: Der heilige Ignaz oder Isidor sind Heilige, die aus Spanien in den böhmischen Barockhimmel übertragen wurden.“

In einem der Räume ist das Kunst- und Kuriositätenkabinett untergebracht. Es handelt sich eigentlich um die Kunstkammer, sagt Vít Vlnas:

"Das Kunst und Kuriositätenkabinett entwickelte sich als Phänomen im 16. Jahrhundert. In derselben Sammlung wurden Naturgegenstände neben Artefakten aufbewahrt. Dazu gehörten beispielsweise Plastiken und Reliefs aus Elfenbein oder Korallen oder die so genannten florentinische Mosaike. Diese Art zu Sammeln ist für den Beginn der Barockzeit und die ausklingende Renaissance typisch. In dem Kabinett soll die Vorstellung über einen Mikrokosmos vermittelt werden, der von Harmonie und Ordnung beherrscht wird.“

In der heutigen Sendung haben wir Sie in die neue Ausstellung der Barockkunst im Palais Schwarzenberg eingeladen. Die Kunstwerke aus den Sammlungen der Nationalgalerie kann man in Prag in einigen weiteren ständigen Ausstellungen bewundern. Die mittelalterliche Kunst stellt die Nationalgalerie in den Räumlichkeiten eines Klosters aus, das nach einer böhmischen Landespatronin benannt wurde. Das Kloster befindet sich am rechten Moldauufer. Falls Sie wissen, wie dieses Kloster heißt, können Sie es uns schreiben, denn so lautet die heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2. Ende April werden wir aus den richtigen Antworten einen Gewinner auslosen. Der glückliche Buch-Gewinner von der Februarsendung ist Erik Oeffinger aus Lauenburg.