Schloss Lužany: Zu Besuch bei Kunstmäzen Hlávka
Die Gemeinde Lužany gehört zu den ältesten Dörfern in der Pilsner Region. Die erste schriftliche Erwähnung von Lužany stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Gemeinde liegt zwischen Pilsen und Klatovy / Klattau, einige Kilometer südlich von Přeštice entfernt, dem Geburtsort des namhaften tschechischen Architekten und Mäzens, Josef Hlávka. Der Kunstmäzen verbrachte viel Zeit in Lužany, das dortige Schloss ist dank Hlávka Ende des 19. Jahrhunderts zum Treffpunkt bekannter tschechischer Schriftsteller und Musiker geworden.
Anlässlich des 100. Todestags von Josef Hlávka trafen Mitarbeiter der Stiftung mit Vertretern tschechischer Hochschulen und der Region im Schloss zusammen, um des Mäzens zu gedenken. Ein Mitarbeiter der Stiftung, Milan Černý, zeigte den Interessenten bei dieser Gelegenheit das Schloss. Mit der Führung begann er in der Schlosskapelle. Diese wurde gemeinsam mit dem Umbau des Schlosses erbaut. Geweiht wurde sie der Jungfrau Maria, dem heiligen Wenzel und dem heiligen Antonius, sagt der Mitarbeiter der Stiftung:
„Die Kapelle wurde im ähnlichen Stil wie die Kapelle erbaut, die Hlávka im Rahmen des Areals der griechisch-katholischen Kirche in Czernowitz in der Bukowina erbaut hatte. Vor dem Eingang befindet sich eine Gedenktafel für Antonín Dvořák, der oft zu Besuch in Lužany war. Anlässlich der Weihe der Kapelle schrieb der Komponist hier die Messe D-dur, die auch Lužany-Messe genannt wird. Im rechten Schlossflügel befinden sich Gästezimmer, wo vor allem die Künstler untergebracht waren, die Lužany besuchten. Eines der Zimmer war immer für Antonín Dvořák reserviert. Oft weilte hier auch der Schriftsteller Julius Zeyer. Von den weiteren Künstlern, die Familie Hlávka oft besuchten, sind die Maler Vojtěch Hynais, Julius Mařák, Max Švabinský oder der Bildhauer Josef Václav Myslbek zu nennen. Aus dem Fenster des Gästezimmers kann man den einstigen Bauernhof sehen, der auch Hlávka gehörte. Von diesem Bauernhof wurden Milch und Gemüse in die hiesige Küche geliefert. Unten im Erdgeschoss kann man heutzutage ein kleines Museum besichtigen. Dieses wurde erst nach der Wende von 1989 errichtet. Zu sehen sind hier verschiedene Dokumente – wie beispielsweise die Gründungsurkunde der Akademie der Wissenschaften. Die Ausstellung dokumentiert das Leben und das Werk von Josef Hlávka. Es gibt hier unter anderem Bilder aus Czernowitz, aus dem Areal, das der Architekt für das dortige griechisch-katholische Bistum erbaute.“ Haben Sie selbst irgendwann Czernowitz und das von Hlávka erbaute Areal besucht?„Ja, ich war dort vor etwa 20 Jahren – noch während des Kommunismus - und muss zugeben, dass die Reise damals wahrscheinlich das größte Abenteuer meines Lebens war. Aber es war höchst interessant, das alles zu sehen, “ sagt Milan Černý. Im weiteren Ausstellungsraum zeigt er den Besuchern die Porträts der Künstler und Politiker, die im Schloss einst zusammentrafen.
Aus dem kleinen Museum im Erdgeschoss des Schlosses geht es weiter in die erste Etage des Schlosses. Das Arbeitszimmer von Josef Hlávka sieht immer noch so aus, als ob der Architekt erst vor einer Weile die Baupläne studiert hätte, die auf seinem Tisch liegen, sagt Milan Černý:“Hier hat Hlávka gearbeitet, die Möbel hat er selbst entworfen. Dies sind alles Originalgegenstände. Der größte Raum im Schloss ist der so genannte ´Saal des Tschechischen Quartetts´. Hier haben sich die Musiker des Quartetts auf ihre erste Tournee vorbereitet. Das Wohnzimmer der Familie Hlávka kann man auch besichtigen. Das Interieur der Räume ist im Neorenaissancestil eingerichtet. Die Schlossräumlichkeiten wurden in den letzten Jahren schon einige Mal von den Filmemachern genutzt: Es wurde hier beispielsweise ein Film über Rasputin gedreht. Ein Arbeitszimmer stand im Schloss schon immer dem Präsidenten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. Er konnte zu jeder Zeit hierher kommen, um hier in Ruhe zu arbeiten. Absurderweise haben auch die kommunistischen Präsidenten der Akademie die Möglichkeit, im Schloss zu arbeiten, einst genutzt.“
Über Hlávka wird behauptet, dass er sehr sparsam war, obwohl er andererseits ein großzügiger Kunstmäzen war. Haben Sie als Mitarbeiter der Stiftung und ein Hlávka-Kenner auch darüber gehört?„Er achtete schon darauf, wen oder was er finanziell unterstützt. Bei der Förderung von Kultur- und Bildungsaktivitäten war er wirklich großzügig. Es wird aber beispielsweise erzählt, dass er die Bitte der Köchin ums Geld ablehnte, wenn sie einen neuen Topf für die hiesige Küche kaufen wollte. Denn dies hielt er nicht für notwendig.“
Das Schloss Lužany war bis vor kurzem nur bei feierlichen Gelegenheiten für die Öffentlichkeit geöffnet. Außerdem konnte man das Schloss besichtigen, wenn man den Besuch im Voraus mit den Verwaltern vereinbarte. In diesem Jahr wird das Schloss anlässlich des Jubiläumsjahrs von Josef Hlávka im Sommer geöffnet sein.
Fotos: Autorin