Rückblick auf Wahlkampf: Václav Klaus und Gegenkandidaten

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Seit 1918 haben auf der Prager Burg insgesamt zehn Staatspräsidenten amtiert, einschließlich Václav Klaus, dessen Amtszeit am 7. März auslaufen wird. 2003 wurde er erst in der dritten Wahl, genauer gesagt in der neunten Wahlrunde zum tschechischen Präsidenten gewählt. Damals musste er sich gegen mehr Kandidaten durchsetzen, als es bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl der Fall ist. Ziemlich lange und mühsam suchte man diesmal einen „adäquaten“ Klaus-Gegner.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Schon Anfang vergangenen Jahres machte Václav Klaus kein Hehl daraus, dass er sich zum zweiten Mal um das Präsidentenamt bewerben will. Dieser Entscheidung folgte einen Monat später die offizielle Nominierung durch seine Mutterpartei, die Bürgerdemokraten (ODS). Das war die Initialzündung für die Politiker anderer Parteien, sich über einen anderen Präsidentschaftskandidaten den Kopf zu zerbrechen. Erst im Sommer tauchte bei der Suche nach einem „Antiklaus“, wie ihn einige Medien nannten, halb offiziell der Name Jiří Dienstbier auf. Der ehemalige Dissident und erste Außenminister der Tschechoslowakei nach der Wende 1989 zeigte sich bereit, Václav Klaus auf der Prager Burg abzulösen. Den Grund dafür umschrieb er folgendermaßen:

"Ich glaube, man muss vor allem die Wahrnehmung der Dinge verändern. Das Präsidentenamt strahlt so viel Negatives aus, sei es in Bezug auf die EU, auf den Klimawandel, die zivile Gesellschaft und so weiter. Die Burg sollte hingegen ein freundschaftlicher Standort sein, von dem gute politische Kultur ausgeht und auch der Glaube, dass wir etwas Positives erleben, auch wenn es Schönheitsfehler hat."

Jan Švejnar  (Foto: ČTK)
Mit Dienstbiers Sichtweise konnten sich zwar viele identifizieren, als Gemeinschaftskandidat war er jedoch für die politischen Parteien nicht akzeptabel. Die Suche lief weiter, ab und zu wurde der eine oder andere Name genannt, wie zum Beispiel der von Václav Pačes, dem Vorsitzenden der Akademie der Wissenschaften, doch auf keinen von ihnen konnte man sich einigen. Noch im September war kein „wirklicher“ Herausforderer von Vaclav Klaus in Sicht.

Etwas später war er aber da - der tschecho-amerikanische Wirtschaftsprofessor Jan Švejnar, in Fachkreisen zwar gut bekannt, nicht jedoch der breiten Öffentlichkeit. Seine Chancen schienen daher gering zu sein, Jan Švejnar wurde trotzdem offizieller Präsidentschaftskandidat der Grünen und der Sozialdemokraten (ČSSD). Auf die Vorwürfe von Andersdenkenden reagierte er so:

Jana Bobošíková  (Foto: ČTK)
"Ich bin kein Anti-Klaus, ich heiße Jan Švejnar und bin in diesem Land seit 1990 tätig. Ich habe in der Vergangenheit eine Reihe von politischen Entscheidungen und ökonomischen Schritten einiger tschechischer Regierungen öffentlich kritisiert. Es stimmt nicht, dass ich hier absolut unbekannt wäre. Der Staatspräsident soll meiner Meinung nach überparteilich sein und dieses Amt muss gewissermaßen entpolitisiert werden. Der Präsident soll sich dafür einsetzen, dass Tschechien wieder zu den respektierten Ländern gezählt wird. Ein Präsidentschaftskandidat, der Erfahrungen sowohl aus Tschechien, als auch aus dem Ausland hat und der seit 1990 mit seiner Arbeit hier und parallel auch im Ausland gewirkt hat, wäre meiner Meinung nach dafür ein geeigneter Kandidat."

Švejnar ist es gelungen, in seiner ungewöhnlich kurzen Kampagne die Sympathien von ungefähr der Hälfte der tschechischen Bevölkerung und letzten Endes auch relativ viele Stimmen der Abgeordneten und Senatoren für sich zu gewinnen, wie sich bei der ersten Wahl vor einer Woche zeigte. In der zweiten Präsidentschaftswahl, zumindest in ihrer ersten Runde, ist das Rivalenduo Klaus-Švejnar um die Präsidentschaftskandidatin der Kommunisten (KSČM), Jana Bobošíková, Tschechiens Abgeordnete im Europäischen Parlament, erweitert worden.

Die Kommunisten, die vor fünf Jahren mit ihren Stimmen Václav Klaus zum Präsidentenamt verholfen haben, deklarierten diesmal eine andere Position. Ihre Kandidatin Jana Bobošíková blieb allerdings nur kurz im Rampenlicht. Gleich vor der ersten Abstimmung am Wahltag hat sie ihre Kandidatur zurückgezogen.