Ein Jahr Lkw-Maut: unerwartet hohe Einnahmen, Probleme mit dem Bau
Seit dem 1. Januar 2007 müssen Lkws auf insgesamt 1000 Kilometer tschechischen Autobahnen und Schnellstraßen Mautgebühren entrichten. Anders als in Deutschland hatte man sich hierzulande nicht für ein Satelliten-gesteuertes, sondern für das Mikrowellen-gesteuerte System der österreichischen Firma Kapsch entschieden. Eine Bilanz nach dem ersten Jahr der Lkw-Maut.
Etwa 250.000 Lkws sind mittlerweile im tschechischen Mautsystem registriert. Und die haben ziemlich viel eingefahren - deutlich mehr, als noch vor zwei Jahren die Autobahn-Vignette für die Brummis eingebracht hatte.
„Damals lagen die Einnahmen bei den Lkws bei rund anderthalb Milliarden Kronen. Wir sind nun bei Einnahmen von 5,6 Milliarden gelandet. Es hat sich bestätigt, was wir mit dem Mautsystem erreichen wollten: dass Lkws auf gerechte Weise das bezahlen, was sie befahren, und zwar pro Kilometer“, sagt der Sprecher des Verkehrsministeriums, Karel Hanzelka.
Mit der Summe von 5,6 Milliarden Kronen, umgerechnet also über 200 Millionen Euro, wurden selbst die Erwartungen der größten Optimisten um rund eine Milliarde Kronen übertroffen. Doch dem tschechischen Staat bleibt davon längst nicht alles, denn er muss auch noch die Firma Kapsch bezahlen - und zwar sowohl für ihre Dienstleistungen, als auch an sie die ersten Raten für den Kauf des Mikrowellen-gesteuerten Mautsystems entrichten. Reell bleibt dem Staat danach aber immer noch die erkleckliche Summe von rund 3,5 Milliarden - ein schönes nachweihnachtliches Geldgeschenk für die ansonsten ziemlich klamme tschechische Staatskasse.
Während die Einnahmen also stimmen, gab es Verwirrungen um die Ausweitung der Maut auf die Landstraßen. Auf Antrag der Kommunisten wurde dazu sogar eine parlamentarische Untersuchungs-Kommission eingerichtet, und das Kartellamt sprach im Mai dann ein Machtwort. Die Lage ist jetzt folgende: Über die Ausweitung des Mautsystems auf das gesamte Landstraßennetz Tschechiens wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden; die Firma Kapsch hat zum 1. Januar nur zusätzlich knapp 200 Kilometer Landstraßen erster Klasse mit ihrem Mautsystem ausgestattet. Ministeriumssprecher Hanzelka:
„Wir haben versucht, jene Abschnitte gebührenpflichtig zu machen, die besonders durch den Lkw-Verkehr belastet sind. Vor allem handelt es sich um Straßen im Grenzgebiet wie zum Beispiel jene zwischen Liberec und Chrastava.“
Ursprünglich sollten allerdings 1200 Kilometer Landstraßen erster Klasse gebührenpflichtig werden. Weil der Bau der Mautbrücken an den Landstraßen aber schwieriger ist als angenommen, fehlen dem Staat nun 1000 Kilometer Mautsystem. Ausgesprochen schlau ist die Lösung: Kapsch soll stattdessen die nächsten 1000 Kilometer neuer Autobahn, deren Bau bis 2017 begonnen wird, mit seinem Mautsystem versorgen. Für den Staat ist dies ohnehin einträglicher. Auf den Landstraßen erster Klasse müssen Lkws nur 1,60 Kronen je Kilometer zahlen, auf den Autobahnen liegt der Satz jedoch zweieinhalb Mal höher.