Preisgekrönte „Tschechische Häupter 2007“
Bereits vor einer Woche haben wir in einem Tagesecho-Beitrag über die feierliche Preisverleihung innformiert, bei der Spitzenleistungen tschechischer Wissenschafler und Techniker gewürdigt werden. Im Rahmen des Projektes „Tschechisches Haupt“ wurden außer dem gleichnamigen Staatspreis auch weitere prestigeträchtige Auszeichnungen, gesponsert durch finanzkräftige Gesellschaften, vergeben.
„Professor Antonín Holý gilt als einer der erfolgreichsten Wissenschaftler Tschechiens und wurde international mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Aus seinem Labor kamen schon mehrere neue Antiviren-Stoffe, die die Basis für neue Medikamente bilden.“
Dass der neue Wirkstoff Patienten mit angegriffenem Immunsystem - also auch HIV-Infizierten - helfen könnte, bestätigte kürzlich die Analyse des Wirkstoffs durch das anerkannte belgische Labor der Universität Leuven. Der Internetserver zitiert dazu Professor Erik De Clerq:
“Ich bin von der extrem starken Wirksamkeit des Stoffes begeistert. In meiner gesamten wissenschaftlichen Laufbahn habe ich noch nie ein so wirksames neues Präparat gesehen.“
Soviel zur Einleitung. Dass Professor Antonín Holý vom Prager Forschungsinstitut für anorganische Chemie und Biochemie der absolute Favorit bei der erwähnten Preisverleihung war, kann also kaum verwundern. Der mit einer Million Kronen dotierte gleichnamige Staatspreis, „Tschechisches Haupt“ also, wurde gerade ihm von der Regierung zuerkannt. Bei der feierlichen Zeremonie nahm Holý den Preis aus den Händen von Premier Mirek Topolánek entgegen. Stanislav Šěpánek, Koordinator des Projektes „Tschechisches Haupt“:
„Professor Holý ist einer der wenigen tschechischen Wissenschaftler, der für den Nobel-Preis nominiert werden könnte. Er ist in der Tat ein international anerkannter Chemiker. In der Öffentlichkeit ist er wahrscheinlich vor allem dadurch bekannt geworden, dass er eine Gruppe von Stoffen entdeckt hat, die als Grundlage für eine neue Generation von Medikamenten gegen Aids gelten. Diese Arzneien, die auf seinen Entdeckungen basieren, bilden heutzutage 52 Prozent des Weltmarktes der Pharmaindustrie. In diesem Jahr hat Professor Antonín Holý gemeinsam mit seinem Team einen nichttoxischen Antiviren-Stoff entwickelt.“
Unter den Ausgezeichneten waren auch Miroslav Bleha vom Institut für makromolekulare Chemie der Akademie der Wissenschaften, und der Generaldirektor der Firma Mega, Luboš Novák. Die Firma testet und betreibt Kläranlagen. Bleha und Novák forschen im Bereich der Polymermembrane zusammen:
„Es handelt sich um einen Polymerstoff, dessen chemische Zusammensetzung und Struktur ermöglichen, einzelne Stoffe in einer Flüssigkeit voneinander zu trennen“,
erläutert Miroslav Bleha. Luboš Novák fügt hinzu, wie ihre gemeinsame Entdeckung in die Praxis umgesetzt wird:
„Außer der eigentlichen Membran mussten wir auch eine Einrichtung entwickeln, die mithilfe dieser Membran das Wasser oder verschiedene Lösungen entsalzen kann. Auf diese Weise lässt sich gutes Trinkwasser sowie Nutzwasser für die weitere Verwendung zubereiten. Diese Methode haben wir zum Beispiel auf den Kanarischen Inseln in die Praxis umgesetzt. Das Wasser, das dort nach der biologischen Reinigung immer noch Salz enthält, ist nicht verwendbar, zum Beispiel für die Bewässerung. In unserer Einrichtung können wir aber das Wasser entsalzen und auf den Kanarischen Inseln wird es für die Bewässerung von Tomaten- und Bananenplantagen sowie auf anderen Feldern genutzt.“
Die jüngere Generation an Wissenschaftlern war bei der Preisverleihung zum Beispiel durch den 28-jährigen Aleš Benda, Doktorand am Institut für physikalische Chemie, vertreten. Sein Fachbereich ist die Fluoreszenzmikroskopie, die bei der Beobachtung von Bildern und Details verwendet wird, die vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden können. Sie ermöglicht zum Beispiel die Beobachtung der Entstehung und Verbreitung von Viren oder anderer bösartiger Prozesse in einer Zelle, indem einzelne Zellbestandteile fluoreszenzmarkiert werden.
„Bei einem der Projekte, an denen wir beteiligt sind, geht es um die Übertragung des HIV-Virus. Diese Viren können mittels des Fluoreszenzmarkers visualisiert, anschließend auch lokalisiert und spezifiziert werden, das heißt durch welche Eigenschaften sie sich auszeichnen.“
Václav Cílek ist Geologe von Beruf und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten und Essays, die sich vor allem mit dem Thema Klima- und Umweltwandel befassen. Auch er wurde für seine Tätigkeit mit einem Preis bedacht:
„Die Zukunft kennt niemand. Ich begann über den Klimawandel deswegen zu schreiben, weil ich dies für ein in Zukunft interessantes Thema hielt, das uns alle beeinflussen wird. Heute, da darüber fast jeder bereits schreibt, würde ich vielleicht lieber über das Thema Energie schreiben. Wir leben immer noch in einer Zeit der Energieverschwendung, müssen aber auf Sparkurs umschalten. Wenn man Energie spart, wird dabei nicht nur Geld gespart, sondern auch die Luftverschmutzung durch CO2-Emmissionen gebremst.“
Seit einigen Tagen ist sie wieder da – die etwas gespannt erwartete, vielleicht auch gefürchtete, jedenfalls neue Pisa-Studie. Alle drei Jahre wird sie von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erarbeitet, um den aktuellen Stand der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in vielen Ländern zu erfassen und zu vergleichen. Den Schwerpunkt der jüngsten Pisa-Studie bildeten Kenntnisse im Bereich der Wissenschaften und die Beurteilung der Fähigkeiten, diese Kenntnisse in Alltagssituationen zu nutzen.
Über 400.000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren aus 57 Ländern wurden diesmal auf Probe gestellt. Tschechien liegt zwar nicht an der Spitze der Rangliste wie auch diesmal wieder Finnland oder Hongkong, aber hat mit Rang 15 wiederum auch nicht so schlecht abgeschnitten. Mag sein, dass aus den 15-Jährigen auch so manches „Tschechische Haupt“ erwachsen wird.