Sáblíková und Bauer mit tollem Saisonstart / Slavia Prag und Budweis führen O2-Extraliga an

Martina Sáblíková (Foto: ČTK)

Laut Kalender haben wir immer noch Herbst. Doch auf den internationalen Eisovalen und Skipisten sorgen tschechische Sportler bereits hinreichend für Furore. Und die Teams der tschechischen Eishockey-O2-Extraliga haben auch schon etwas mehr als die Hälfte der laufenden Punktspielsaison absolviert.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
Martina Sáblíkova, die tschechische Eisschnelllauf-Entdeckung des Olympiajahres 2006, fügt auch in diesem Winter ihrer Erfolgsgeschichte weitere Kapitel hinzu. Auch im dritten Weltcuprennen der Saison über die 5000-Meter-Strecke war sie nicht zu schlagen. Im russischen Kolomna verwies sie die Kanaderin Clara Hughes und die Deutsche Daniela Anschütz-Thoms auf die nächsten Plätze. Im Gesamt-Weltcup hat sie folglich schon einen gehörigen Vorsprung auf die Zweitplatzierte – 120 Punkte auf die Deutsche Claudia Pechstein. Deshalb machte sich die 20-Jährige auch erste Gedanken über ihre Konkurrentinnen:

„Ich denke nicht, dass sie so viel Respekt vor mir haben, um in Ehrfurcht zu erstarren. Aber mich überrascht das schon, dass ich noch ungeschlagen bin. Allerdings werden noch vier weitere Weltcupläufe ausgetragen, von daher bin ich noch lange nicht am Ziel. Schon das nächste Rennen wird sehr schwer für mich, denn bei diesem werden die Niederländerinnen Heimvorteil haben.“

Lukáš Bauer  (Foto: ČTK)
Lukas Bauer ist seit einigen Jahren der beständigste und erfolgreichste tschechische Skilangläufer der Gegenwart. Dennoch kann sich auch der 30-Jährige nicht daran erinnern, jemals mit einer besseren Form in eine Wintersportsaison gestartet zu sein. Seinem zweiten Platz beim 15-km-Weltcup-Auftaktrennen im norwegischen Beitostölen ließ der olympische Silbermedaillengewinner von Turin nämlich schon eine Woche später, am vergangenen Sonntag im finnischen Kuusamo, den Sieg über die diesmal im klassischen Stil zu absolvierende 15-km-Strecke folgen. In seinem 100. Weltcuprennen feierte Bauer damit nicht nur seinen insgesamt vierten Triumph, sondern er wird beim nächsten Lauf im schweizerischen Davos auch eine für ihn erfreuliche Premiere erleben:

„Dank des Sieges beim heutigen Rennen habe ich das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden erobert. Das ist der Traum eines jeden Rennläufers – nicht nur den Weltcup zu gewinnen, sondern auch mit dem gelben Leibchen in das nächste Rennen zu gehen und das Klassement eine Weile anzuführen. Aber noch stehen wir am Anfang der Saison, also werde ich diesen Teilerfolg nicht überbewerten.“

Kateřina Neumannová  (Foto: ČTK)
Neben erfolgreichen Athleten wie Martina Sábliková, Lukas Bauer und weiteren Wintersportlern macht die Tschechische Republik auch immer mehr als Ausrichter von internationalen Wintersport-Veranstaltungen von sich reden. In dieser Saison werden hierzulande allein im Skisport nicht weniger als acht Weltcup-Wettkämpfe ausgetragen, darunter die beiden Auftaktrennen zum zweiten Jahrgang der Tour de Ski, die am 28. Dezember in Nove Mesto na Morave und am 30. Dezember in Prag stattfinden werden. Und wer weiß, vielleicht kommen ja sogar noch die Läufe drei und vier der Tour de Ski hinzu. Da der Internationale und der Deutsche Skiverband keine Einigung bezüglich der Terminierung der beiden Oberstdorfer Etappen erzielen konnten, ist die internationale Föderation (FIS) mit dem Antrag an die WM-Organisatoren in Liberec herangetreten, ob man diese Etappenläufe nicht stattdessen in der nordböhmischen Kreisstadt austragen könnte. Skilanglauf-Olympiasiegerin Katerina Neumannova, die seit Sommer Vorsitzende des Organisationskomitees der Nordischen Ski-WM 2009 in Liberec ist, hat damit wieder eine knifflige Aufgabe zu lösen:

„Das Angebot kam ziemlich überraschend, diese beiden Rennen in Liberec auszutragen. Mich freut das Interesse des Internationalen Skisport-Verbandes FIS am Standort Liberec. Nichtsdestotrotz muss ich sehr sorgfältig alle Aspekte unter die Lupe nehmen, die schon mit der Kurzfristigkeit des Termins mit diesen Rennveranstaltungen verknüpft sind. Die Termine 1. und 2. Januar sind zwar sehr einladend, was das zu erwartende Zuschauerinteresse betrifft. Aber es wird schon wesentlich komplizierter, wenn ich nur auf unsere wenigen freien Übernachtungskapazitäten schaue.“

Katerina Neumannova will ihre Entscheidung bis zum Wochenende bekannt geben.

Die SPORT- Reportage

Jiří Dopita,  links  (Foto: ČTK)
In der höchsten tschechischen Eishockey-Spielklasse, der O2-Extraliga, wurde am Dienstag der 28. Spieltag ausgetragen. Am Freitag wurde mit Spieltag 26 zugleich die erste Hälfte der Punkterunde in der laufenden Saison 2007/08 abgeschlossen. Ein Grund also, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, als das Feld der 14 Mannschaften zu diesem Zeitpunkt oft noch dicht beisammen lag, haben sich diesmal bereits drei Gruppen gebildet: die Spitzengruppe mit Tabellenführer Slavia Prag, Budweis und Liberec, das Mittelfeld, dem auch Meister Sparta Prag angehört, und der Pulk der Teams, die gegen die Teilnahme an der Abstiegsrunde kämpfen. Die letzte Gruppe umfasst sechs Mannschaften, angeführt vom Neunten Litvinov bis zum Tabellenletzten aus Usti nad Labem. Der Club aus Litvinov gehört nur deshalb zu diesem Kreis, weil er der einzige ist, dem noch kein Auswärtssieg gelungen ist. Das solch ein Erfolg buchstäblich Flügel verleihen kann, diese Erfahrung haben am Freitag die Znaimer Adler gemacht, als sie mit einem 3:2 in Trinec erstmals in dieser Saison drei Punkte mit nach Hause brachten. Auch Ex-National- und NHL-Spieler Jiri Dopita war die Erleichterung anzumerken:

Sparta Prag - Zlín  (Foto: ČTK)
„Nun, in dieser Saison war das eine Premiere für uns. Wir sind natürlich sehr zufrieden mit den drei wichtigen Punkten. Wir spielen auswärts eigentlich gar nicht so schlecht, aber uns fehlte in der einen oder anderen Partie, die wir knapp verloren haben, auch manchmal das notwendige Quäntchen Glück. Heute hat unser Goalie Jiri Trvaj wieder hervorragend gehalten und wir haben endlich besser getroffen. Man kann auch sagen: Wir haben aus einem Minimum an Chancen das Maximum geschafft, nämlich drei Tore. Ein bisschen Glück gehört halt auch dazu.“

An der Tabellenspitze aber dominieren Slavia Prag und der HC Mountfield Budweis. Vor ihrem direkten Vergleich am Sonntag hatten beide Teams 17 Siege auf ihrem Konto. Die ersten beiden Duelle, die in der Hauptstadt ausgetragen wurden, hatte Slavia jeweils für sich entschieden. In der Budweiser Budvar Arena aber zogen die Prager nun mit 0:3 den Kürzeren. Stürmer Kamil Brabenec, der das dritte Tor der Südböhmen vorbereitete, ließ nach der Partie keinen Zweifel darüber, dass es in dieser Saison jede Mannschaft schwer hat, in Budweis zu punkten:

Slávie Prag - Ústí nad Labem  (Foto: ČTK)
„Wir können zufrieden sein sowohl mit dem Ergebnis als auch mit unserem Spiel. Vor allem im zweiten Drittel, als die Prager zu kaum einer Chance kamen. Wir wussten, dass Slavia in dieser Saison sehr stark ist und nicht von ungefähr an der Spitze liegt, aber für uns ist das ein Gegner wie jeder andere auch. Und zu Hause haben wir nichts zu verschenken, in unserer Budvar Arena wollen wir stets gewinnen. Bisher gelingt uns das ganz gut. Also egal, ob nun Slavia oder ein anderer Gegner zu uns kommt, daheim wollen wir die drei Punkte holen.“

HC Mountfield České Budějovice - Slavia Prag  (Foto: ČTK)
Und wie hat sich bisher Titelverteidiger Sparta Prag geschlagen? Nach der Hälfte der Punkterunde lag der Meister auf Platz sechs, dank zweier Siege über Zlin und Litvinov hatte er sich nach dem 28. Spieltag sogar auf den vierten Platz nach vorn geschoben. Kein Wunder, dass Cheftrainer Frantisek Vyborny relativ zufrieden ist.

„Ich denke, dass wir mit der Platzierung und der Punktausbeute durchaus zufrieden sein können. Auf der anderen Seite aber sind mein Assistent Marian Jelinek und ich noch längst nicht zufrieden mit unserer Spielweise. Da gibt es noch Reserven.“

Und wo diese Reserven liegen, wusste uns Vyborny auch zu sagen: „Das größte Problem, das wir in dieser Saison haben, ist unsere ungenügende Chancenverwertung. Vornehmlich zum Beginn der Saison hätten wir weit mehr Tore erzielen müssen. Doch auch jetzt ist die Chancenverwertung nicht unsere beste Tugend, sondern nach wie vor ein Manko.“

Manko hin oder her, die O2-Extraliga wird von den Zuschauern angenommen. In der ersten Hälfte der Punkterunde wurde sie von 4713 Zuschauern pro Spiel besucht.

Autor: Lothar Martin
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