Tschechien wird zum Zuwanderungsland
An einem Pilotprojekt des tschechischen Arbeitsministeriums, mit dem qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden sollten, haben bisher insgesamt 862 Ausländer aus zwölf Ländern teilgenommen. Mit dem seit 2003 laufenden Projekt sollten die Möglichkeiten einer Zuwanderungspolitik untersucht werden. Dazu der Projektleiter Jan Schroth von der Internationalen Organisation für Migration (IOM).
„Es sind weniger als erhofft. Diese Zahlen haben für uns aber keine vorrangige Bedeutung, denn es handelt sich ja um ein Pilotprojekt. Uns lag vor allem daran, in der ersten Phase zu testen, inwieweit die Tschechische Republik für hochqualifizierte Arbeitnehmer attraktiv ist. Und es galt herauszufinden, was wir an den Gesetzen ändern müssen, damit sie problemloser zuwandern können. An diesen Gesetzen wird derzeit gearbeitet.“
Geht denn aus dem Projekt hervor, dass die Tschechische Republik für Ausländer attraktiv ist?
„Im Vergleich zu Deutschland ist sie bestimmt nicht so attraktiv. Mit der Höhe der Löhne kann sie nicht konkurrieren. Aber in den letzten zwei Jahren sind im Verhältnis zur Anzahl der tschechischen Bevölkerung sehr viele Ausländer nach Tschechien gekommen. Im letzten Jahr waren es sogar über 40.000 Ausländer, die legal nach Tschechien eingewandert sind. Es stimmt also schon, dass Tschechien beginnt, attraktiver zu werden. Insgesamt sind bis jetzt aber nur wenige Ausländer zugewandert, die meisten suchen eine befristete Arbeit, wie zum Beispiel die Ukrainer. Danach kehren sie in der Regel wieder heim.“Die Tschechische Republik wird also zum Zielland für ausländische Arbeiter. Was hat das konkret zu bedeuten?„Die Tschechische Republik steht nun an einer Wegkreuzung und sie muss sich richtig entscheiden. Wir haben eine sehr dynamische Wirtschaft und viele Unternehmer werden Arbeitskräfte brauchen. In manchen Branchen werden sie bereits vermisst. Mit einem Zuzug von Ausländern müssen wir also in jedem Fall rechnen. Wir wollen dabei auch von den Fehlern unseren Nachbarn lernen. In Deutschland zum Beispiel hat man in den 70er Jahren angenommen, dass die so genannten Gastarbeiter, Türken und Italiener vor allem, dann wieder heimkehren. Sie blieben aber, weil die Unternehmer sie brauchten und weil es ihnen in Deutschland besser ging als zuhause. In Tschechien muss man in Zukunft mit einer ähnlichen Situation rechnen und eine geeignete Integrationsstrategie entwickeln. Wenn es in Tschechien große Minderheiten geben wird, die von der Mehrheit der Tschechen nicht integriert werden, dann bekommen wir große Probleme. Im Augenblick leben in Tschechien rund 400.000 Ausländer, was vier Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Das ist sehr wenig.“