SOS-Verbraucherschutz: Verschuldung tschechischer Haushalte nimmt rapide zu
Den Verlockungen der Konsumgesellschaft seit der Wende 1989 können sich selbstverständlich auch die Tschechen nicht entziehen. Doch in der wachsenden Flut von Angeboten, Preisvergleichen und Versprechungen finden sich nur noch die wenigsten zu Recht. Deshalb steht ihnen die Verbraucherschutz-Vereinigung (SOS) mit Rat und Tat zur Seite. Und die tschechischen Verbraucherschützer sorgen bereits auf vielen Feldern für Aufklärung.
„Die Verschuldung der Haushalte in Tschechien steigt in rapidem Tempo, und zwar um 30 Prozent jährlich. Presseberichten der Zentralbank zufolge stellt das noch kein Problem dar, da die Tschechen von der Verschuldung in Westeuropa noch ein Stück entfernt seien und diesen Abstand eigentlich nur weiter verkürzen. Allerdings holen wir mit Sieben-Meilen-Stiefeln auf und die Frage steht, ob wir den Zuwachs der Verschuldung dann auch stoppen können, wenn wir das Niveau der westeuropäischen Länder erreicht haben werden. Und selbstverständlich steigt mit der Verschuldung auch der Anteil der Personen, die sich überschulden.“
Dieser Entwicklung hat die tschechische Gesetzgebung mittlerweile Rechnung getragen, ergänzt Kebort.
„Gelöst werden soll das Problem durch das Insolvenzgesetz, das mit dem neuen Jahr in Kraft treten wird. Die Auflagen und Bedingungen, die man erfüllen muss, sind jedoch auch in diesem Gesetz sehr strikt gefasst. Wenn sich der Verbraucher entscheidet, seine Überschuldung anhand dieses Gesetzes abzubauen, kann er davon profitieren, seine Schulden nicht komplett zurückzahlen zu müssen. Auf der anderen Seite muss er sich darauf einstellen, dass er fünf Jahre lang nur auf einem Niveau leben wird, das dem Existenzminimum entspricht.“
Die Verbraucherschutz-Vereinigung hilft aber nicht nur dort, wo das Kind sozusagen schon in den Brunnen gefallen ist. Dank einer Vielzahl von ihr durchgeführter Erhebungen, Tests und Kontrollen stellt sie dem Verbraucher jede Menge Informationen zur Verfügung. Einem jüngsten Test zufolge kann man zum Beispiel erfahren, dass von 100 Firmen, die ihre Geschäfte via Internet anbieten, nur drei Prozent alle geltenden Geschäftsbedingungen erfüllen. Auch die jährlich drei Mal von SOS durchgeführten Kontrollen der böhmischen und mährischen Obst- und Gemüsemärkte haben kein erfreuliches Bild geboten. Vielfach stimme die tatsächliche Qualität nicht mit der ausgewiesenen überein, die Verbraucher erhielten höchst selten Auskunft über die Herkunft der Ware, und auf den Märkten, wo die Kunden vor allem frisches Obst und Gemüse erwarten, seien viele Produkte oft schon verwelkt oder vergilbt, teilte Ivana SOS-Mitarbeiterin Ivana Pickova vor Presseleuten mit. Im Gegensatz zur Schuldenentwicklung sei man auf diesem Gebiet sogar noch ein Stückchen weiter von den westeuropäischen Märkten entfernt, meinte Ivana Pickova.