"My AB Radio" - die eigene Internet-Radiostation nach Maß
Nicht nur über die Themen, welche in der abgelaufenen Woche von den tschechischen Medien aufgearbeitet wurden, sondern auch über ein neues Projekt für den Rundfunk über das Internet erfahren Sie Aktuelles in einer weiteren Folge von "Im Spiegel der Medien", der Mediensendung von Radio Prag.
Die Medien berichteten ausführlich über die Versäumnisse in Kuchtovas Ministerium im Zusammenhang mit der Beantragung von Fördergeldern für die tschechischen Hochschulen aus den Mitteln der Europäischen Union. Rücktrittsforderungen an die Ministerin wurden nicht nur von der Opposition geäußert. Doch ähnlich wie schon Wochen zuvor im Fall eines weiteren Regierungsmitglieds, des Christdemokraten Jiri Cuneks, entschied sich Regierungschef Mirek Topolanek auch bei Kuchtova Milde walten zu lassen und gab ihr eine zweite Chance.
Einen wichtigen Raum nimmt in den tschechischen Medien nach wie vor die im Frühjahr nächsten Jahres stattfindende Präsidentenwahl ein. Auffällig war dabei der Versuch der Zeitungen, das Thema so zu präsentieren, als ob es jenen Politikern, die eine Wiederwahl des Amtsinhabers Vaclav Klaus ablehnen, endlich gelungen wäre einen geeigneten Gegenkandidaten zu finden. Wer aber dieser oft zitierte "Anti-Klaus" sein soll, ließen die Zeitungen im Unklaren. Während etwa die linke Pravo titelte, dass der parteilose Präsident der Akademie der Wissenschaften Vaclav Paces in der Präferenz der Parteien vorne liegt, hat die Mlada fronta dnes, die auflagenstärkste unter den seriösen tschechischen Tageszeitungen, wieder für ein bisschen Verwirrung gesorgt, und zwar mit der Meldung, dass die oppositionellen Sozialdemokraten im Oktober ein politisches Schwergewicht präsentieren wollen, welches den gegenwärtigen Präsidenten Vaclav Klaus aus dem Amt drängen könnte. Einen konkreten Namen präsentierte jedoch die Zeitung nicht - wir könnten also weiterhin gespannt sein.
Unter den wichtigsten Meldungen der vergangenen Woche durfte natürlich nicht der Hinweis auf den Erfolg des Prager Fussballclubs Slavia Prag bei seiner Premiere in der Champions-League fehlen, als die Prager Steaua Bukarerst mit 2:1 bezwangen. Auch wenn es nicht ganz zum Aufmacher bei den seriösen Zeitungen reichte, erschienen die meisten dennoch zumindest mit einem Foto aus dieser Begegnung auf der Titelseite.
Im zweiten Teil unserer heutigen Sendung wollen wir uns dem Radioempfang über das Internet widmen. Dieser Dienst erfreut sich unter den Internet-Nutzern wachsender Beliebtheit - nicht zuletzt auch dank der immer stärkeren Verbreitung des Breitband-Internets.
Eine Vorreiterrolle in Tschechien hat in diesem Zusammenhang die Internet-Plattform AB Radio inne. Es gibt sie seit dem Jahr 2000 und sie umfasst heute 100 Radiostationen aller Gattungen, einschließlich zwanzig Programmen des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunks, Cesky rozhlas. Im Folgenden stellt der Manager von AB Radio Adam Krikava das Projekt vor:
"Im Januar werden es acht Jahre sein, dass AB Radio gegründet wurde. Vorher hieß es anders, und zwar Internetradio. Von Beginn an versuchten wir eine Alternative anzubieten gegenüber dem herkömmlichen, über UKW ausgestrahlten Rundfunkprogramm. Unser Ziel war es schon immer, den Hörern eine Alternative zu dem anzubieten, was sie in den klassischen, herkömmlichen Radiostationen hören. Das heißt Genres, die ansonsten zu kurz kommen oder von kleinen und spezifischen Gruppen bevorzugt werden. Aber wir spielen nicht nur Musik, sondern wir bieten auch Programme mit gesprochenem Wort an, oder Programme, die über allerlei interessante Themen berichten und ähnliches. Und das war auch der Grund für die Entstehung dieses Projekts."
Seit Anfang September diesen Jahres bietet AB Radio einen neuen Dienst an, und zwar die Möglichkeit sich ab 740 Kronen im Monat (umgerechnet rund 27 Euro) eine eigenes "Internet-Radio nach Maß" schneidern zu lassen. Ein vergleichbares Angebot sucht bislang, nicht nur in Europa, seinesgleichen. Welche Zielgruppen sollen damit erreicht werden? Dazu sagt Krikava:"Das ganze Projekt ´Mein AB Radio´ richtet sich an zwei Zielgruppen von potentiellen Nutzern und Kunden. Die erste Gruppe umfasst gewöhnliche Radiohörer, die zum eigenen Vergnügen oder für Freunde senden wollen. Der zweite Bereich ist schon anspruchvoller und da gehören zu den Kunden Firmen, oder große Unternehmen, die auf diese Weise auf sich aufmerksam machen, oder auch für etwas werben wollen und den Radiosender zu Marketingzwecken nutzen wollen."
AB Radio bietet in diesem Zusammenhang einen "All-Inclusive-Service" an, was nicht zuletzt auch bedeutet, dass das Unternehmen alle rechtlichen Aspekte deckt - wie etwa die Lizenzen für die Autorenrechte, die es überhaupt ermöglichen, einzelne Musiktitel zu spielen. Auch beim Marketing und bei den verwendeten Technologien will AB Radio den potentiellen Betreibern helfen.
Richtet sich das Angebot für die Gründung eines eigenen Internetradios nur an Interessierte in Tschechien, oder angesichts der weltweiten Verbreitung des Internets auch an Kunden auf der ganzen Welt? Adam Krikava:
"Wir konzentrieren uns vor allem auf den Markt in Mitteleuropa. Wir sind jetzt in drei Ländern aktiv - in Tschechien, Polen und der Slowakei. Wir werden also auch von ausländischen Hörern gehört, aber meistens kommen diese eben aus diesen drei Ländern, weil wir unser Programmangebot auch auf diese Länder ausrichten. Wir haben einige Projekte, von denen wir glauben, dass sie auch die Chance haben auch weltweit Fuß zu fassen. Zu diesen potentiell erfolgreichen Angeboten gehört auch das Radio nach Maß ´My AB Radio´. Gegenwärtig sind wir dabei, Pläne für eine Expansion in den Westen auszuarbeiten."
Bei klassischen Rundfunkstationen - bei weitem nicht nur bei den kommerziellen - ist es so, dass die Einschalt-Quoten als wichtiges Kriterium bei der Beurteilung ihres Erfolgs herangezogen werden und zum Beispiel auch für die Werbewirtschaft entscheidend sind. Bestehen diese Zusammenhänge auch bei den Sendern, die über das weltweite Netz zu empfangen sind? Hören sie dazu abschließend noch einmal Adam Krikava von AB Radio, der Plattform für Rundfunk über das Internet:
"Hier gelten die gleichen Parameter. Die Werbewirtschaft ist nur bereit für Werbung zu bezahlen, wenn sie sich auszahlt und dann stehen die Preise auch in einem direkten Verhältnis zur Quote der betreffenden Station. Auch die Preislisten für Werbung der jeweiligen Internet-Radiostationen richten sich danach, wie viele Hörer täglich das Angebot der Station auswählen. Anders ist das praktisch auch gar nicht möglich."