Fettleibigkeit fasst Fuß in Tschechien

Die Tschechische Küche ist oft fettig und die Essgewohnheiten der Bürger schlagen sich auch in ihrem Gewicht nieder: Die Tschechen werden immer dicker. Genauer gesagt, die Anzahl derer, die nach medizinischen Kriterien an Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden, steigt ständig. Das betrifft laut Statistik 55 bis 57 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer. In der Ranglisten der Dicken belegt die Tschechische Republik den dritten Platz - nach Deutschland und Großbritannien. Alarmierend sind auch die Gewichtsprobleme bei Kindern; das Abnehmen wird oft ein Ziel für die ganze Familie.

In der Alterskategorie bis zu 12 Jahren haben jüngsten Angaben zufolge 20 Prozent der tschechischen Kinder Übergewicht. Das sind fast doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Den meisten Betroffenen mangelt es an Motivation, etwas an der Situation zu ändern, sagt Marie Kunesova, Leiterin der Prager Gesellschaft für Fettsucht und Übergewicht.

"Das Problem unserer Bevölkerung besteht unter anderem darin, dass sich die negativen Einflüsse der traditionellen Küche seit eh und je auswirken,"

...meint die erfahrene Ärztin und trifft damit den Punkt. Im Hinblick auf die tschechische Dreikombination als Nationalspeise, nämlich Knödel, Kraut und Schweinebraten, stellt sich also die Frage: Kann man den Tschechen ein besseres Essverhalten beibringen?

Ja, sagt die Psychotherapeutin Iva Malkova, die 1991 die landesweit arbeitende Gesellschaft "STOB", zum Stopp der Fettleibigkeit, gegründet hat. Sie hat ein komplexes Programm erarbeitet, wo eine dickmacherfreie Speisekarte für die ganze Familie gelten muss - gegenseitige Kontrolle also:

"Aus diesem Grund bieten wir die so genannten Familienkurse an, um den Lebensstil der ganzen Familie zu ändern. Wenn eine Familie kommt, geht es wirklich besser."

Bei Familie Mizler war es sogar der Sohn, Pavel, der als 13jähriger zuerst die Initiative ergriffen hat. Seine Mutter Eva Mizlerova erzählt:

"Es fing eigentlich so an, dass Pavel sein Körpergewicht negativ wahrzunehmen begann. Er kam gerade in die Pubertät und schämte sich deswegen auch vor Mädchen. In der Klasse wurde er gehänselt und auch bei Hockeytrainings warf man ihm vor, dass er fett sei. Damals wog er fast 80 Kilogramm."

Als auch Gesundheitsprobleme bei Pavel auftauchten, kam seine Mutter auf die Idee, selbst ein paar Kilo loszuwerden. Sie schloss sich ihrem Sohn im Familienkurs an. Nach vier Monaten war Pavel um sechs Kilo leichter und seitdem gelingt es ihm auch, sein Körpergewicht kontinuierlich zu senken. Seine Mutter ist stolz, dass Pavel nach kaum einem Jahr den früher so beliebten süßen Speisen und Getränken sehr gut trotzen kann. Und Schweinebraten mit Knödeln kommen bei der Prager Familie nicht mehr auf den Tisch!