Sterbehilfe: Schon wieder Diskussionsthema in Tschechien
Knapp zwei Drittel aller Tschechen befürworten eine Legalisierung der Sterbehilfe, wenn sie durch einen Arzt eingeleitet und beaufsichtigt wird. 28 Prozent der Bürger lehnen die so genannte Euthanasie ab, acht Prozent haben dazu keine Meinung. Über dieses Ergebnis einer Umfrage der Prager Meinungsforschungsagentur "SC&C" haben wir Sie diese Woche bereits informiert. In welchem Zusammenhang sie durchgeführt und von der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" veröffentlicht wurde, erläutert Jitka Mladkova:
Boris Stastny (ODS), der bürgerdemokratische Vizevorsitzende des Gesundheitsausschusses im Abgeordnetenhaus, hat diese Woche folgendes publik gemacht: Bis Ende August soll ein entsprechender Entwurf für ein Sterbehilfegesetz dem Senat übergeben werden, vorläufig nur in Paragraphenfassung. Sein Kredo, von dem er bei seinem Plädoyer für den, wie er sagt, assistierten Selbstmord ausgeht, formulierte Stastny, der selbst auch Arzt von Beruf ist, folgendermaßen:
"Ich bin davon überzeugt, und glaube damit nicht der Einzige zu sein, dass die Chance des Menschen, frei über sich selbst zu entscheiden, der höchste Wert des Lebens ist."
Die Entscheidung liegt also, so der ODS-Abgeordnete, nicht bei einem Arzt, einer Medizinerkommission oder dem Staat, sondern allein beim Betroffenen. Neben den sich anbietenden Alternativen, zu Hause, im Krankenhaus oder in einem Hospiz zu sterben, vermisse er die Möglichkeit des Menschen, selbst darüber zu entscheiden, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Dies allerdings..."Unter streng festgelegten Bedingungen, die einen Missbrauch ausschließen."
Der Großteil der tschechischen Ärzte, die sich bisher zu diesem Thema geäußert haben, lehnt die Sterbehilfe ab. Auf Stastnys Worte reagierte Professor Pavel Klener, Direktor des 1. Prager Universitätsklinikums für innere Krankheiten:
"Der Patient hätte dabei zwar die Freiheit, die Entscheidung über sein Leben selbst zu treffen. Oft entscheidet er sich aber im Zustand einer tiefen Depression. Auf der anderen Seite haben wir Mitbürger, die freiwillig einen Selbstmord versuchen, und man ist bestrebt, sie zu retten. In diesen Falle wird jedoch ihre freie Entscheidung nicht berücksichtigt."
Wie andere Ärzte verweist auch Professor Klener auf einige weitere Gründe, die die Teilnahme eines Arztes an der Sterbehilfe ausschließen sollten. Einen davon stellt er an die erste Stelle: Die gesamte Ausbildung der Ärzte ziele darauf ab, dass sie die Menschenleben retten und nicht beenden.