Prag beklagt den Rückgang von Touristen aus Westeuropa
Seit Monatsbeginn lebt Tschechien in einem anderen Rhythmus. Kinder und Jugendliche haben den ganzen Juli und August Schulferien, und ihre Eltern sind bemüht, mit ihnen oft und lange zu verreisen. Während es viele Tschechen zum urlauben ins Ausland zieht, erhofft sich die Tourismusbranche des Landes nun einen kräftigen Zuwachs an ausländischen Besuchern. Aber gerade die Hauptstadt Prag beklagt dieser Tage einen weiteren Rückgang ihrer internationalen Gäste.
Die tschechischen Reisebüros, die sich auf einreisende Touristen aus dem Ausland spezialisiert haben, verzeichnen Umsatzrückgänge von rund zehn Prozent. Hotel-, Restaurant- oder Souvenirunternehmer im Zentrum Prags beklagen sogar Rückgänge von mehr als zehn Prozent. Das bestätigte der Sprecher der Assoziation der tschechischen Reisebüros und Agenturen (ACCKA) Tomio Okamura, der außerdem diese Zahlen präsentierte:
"Wenn wir uns die prozentualen Zuwächse unserer Branche für das letzte Jahr ansehen, dann müssen wir leider konstatieren, dass wir hinter den westeuropäischen Ländern zurückgeblieben sind. Denn während man dort einen Anstieg von durchschnittlich drei Prozent verzeichnen konnte, hat der Tourismus in der Tschechischen Republik im Jahr 2006 nur einen Zuwachs von 1,6 Prozent vorzuweisen. Einen großen Rückgang mussten wir vor allem bei den Touristen aus Westeuropa hinnehmen."
Besonders hoch war der Rückgang an ausländischen Touristen im kürzlich zu Ende gegangenen Monat Juni. Laut Aussage von Petra Kellerova, der Leiterin eines Prager Tourismusbüros, betrug er nicht weniger als 15 bis 20 Prozent. Dabei ist gerade der Juni zusammen mit dem September ein für die städtische Tourismusbranche ergiebiger Monat. Und noch eine weitere Veränderung ist zu beobachten: Das touristisch nach wie vor reizvolle Prag wird inzwischen von weniger solventen Gästen als früher besucht. "Es ist ein andere Klientel, die jetzt nach Prag kommt", erklärte der Betriebsdirektor der Firma KVP Gastro, Jiri Petras. Seiner Meinung nach geben diese Touristen auch weniger aus als ihre Vorgänger, die vorwiegend aus Westeuropa kamen. Prag ist es also bisher kaum gelungen, ein Potenzial an Stammgästen zu gewinnen. Weshalb, dazu sagte Okamura:
"Es ist bisher einfach nicht gelungen, die notorisch bekannten Probleme zu beseitigen. Damit meine ich Taschendiebstähle, überhöhte Taxipreise, Geldwechselgebühren und ähnliches. Das hat zur Folge, dass unsere Gäste aus Westeuropa, die für uns die wichtigste Klientel darstellen, schon keinen einzigen Grund mehr dafür haben, ein zweites Mal als Tourist in die Tschechische Republik zu kommen. Und gerade in diesen Fällen, wo Touristen überlegen, ob sie die mitteleuropäische Region ein zweites Mal besuchen wollen, verlieren wir den Wettbewerb mit dem benachbarten Österreich."Im Prag der Gegenwart sieht man vermehrt asiatische Gesichter. Doch die Asiaten sind bekannt dafür, dass sie mehr fotografieren als kaufen. Und so hofft die Tourismusbranche der Moldaustadt, dass zumindest das bevorstehende Jubiläum der historischen Karlsbrücke die Nachfrage nach Hotelübernachtungen und Dienstleistungen in Prag wieder etwas ankurbeln wird.