Lidice vor 65 Jahren - ein Dorf wird ausgelöscht
Manche bezeichnen die Nazi-Verbrechen im tschechischen Lidice als Tragödie, andere als Massaker oder größtes Verbrechen der Deutschen am tschechischen Volk. Für die, welche die Auslöschung eines ganzen Ortes selbst erlebt haben, ist es der Verlust, den sie noch heute spüren.
Am Sonntag vor genau 65 Jahren wurde das Dorf Lidice nordwestlich von Prag dem Erdboden gleichgemacht. Alle 173 Männer und Jungen über 15 Jahren wurden am selben Tag erschossen, die Frauen ins KZ Ravensbrück verschleppt, die meisten Kinder ins Gas geschickt. Im Dorf selbst haben die Nazis keinen Stein auf dem anderen gelassen. Lidice - ein Akt wilder Vergeltung für den Tod eines Mannes, des stellvertretenden Reichsprotektors von Böhmen und Mähren. Reinhard Heydrich war wenige Tage zuvor an den Folgen eines Attentates gestorben.
Zum diesjährigen Jahrestag waren über tausend Menschen erschienen, unter ihnen auch Staatspräsident Vaclav Klaus. In seiner Ansprache bezeichnete er Lidice als "Katalysator für die tschechisch-deutschen Beziehungen". Ein schweres Erbe also, das auch heutige Generationen noch schultern müssen.
Nachdem Kritik am Zustand der Gedenkstätte laut geworden war, sind seit mehreren Jahren umfassende Renovierungsmaßnahmen vorgenommen worden. Seit dem Jahr 2000 ist eine Skulptur fertig gestellt, welche die 82 ermordeten Kinder in Lebensgröße und mit ihren tatsächlichen Gesichtern zeigt. Eine Arbeit der Bildhauerin Marie Uchytilova. Auch Präsident Klaus würdigte die Bemühungen um die Gedenkstätte und hob noch einmal ihre Bedeutung für die Zukunft hervor:
"Ich bin sehr glücklich, dass die Gedenkstätte Lidice endlich eine würdevolle Gestalt erhalten hat und dass sie eine Institution ist, die erfolgreich zur Bewahrung unserer geschichtlichen Erinnerung beiträgt. Die auch dafür sorgt, dass der Name Lidice für immer im historischen Gedächtnis unseres Landes und der Welt verbleibt."