Doyen der tschechischen Pilzsammler verstorben
"Tak co, uz rostou?" Wachsen die schon? Es kommt langsam die Zeit, in der diese Frage zu den höchstfrequentierten in der zwischenmenschlichen Kommunikation hierzulande gehören wird. Alle wissen, was gemeint ist: natürlich die Pilze! Die diesjährige Pilzsammlersaison wird aber anders sein, nämlich ohne Miroslav Smotlacha, den bekanntesten tschechischen Pilzkenner, Pilzsammler und auch Pilzsammler. Seine Familie gab bekannt, dass Miroslav Smotlacha am 6. Juni nach einer schweren Krankheit im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
"Sechs Millionen Tschechen und dies bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen - also sechs Millionen Tschechen gehen mindestens einmal im Jahr in den Wald Pilze sammeln.",
sagte vor drei Jahren der Nestor der tschechischen Mykologie, Miroslav Smotlacha, in einem Gespräch für Radio Prag. Seine Leidenschaft für Pilze, die mit ihm so viele Tschechen teilten, muss er sozusagen im Blut gehabt haben. Schließlich meinte er selbst im erwähnten Gespräch:
"Wenn mich jemand fragt, wann ich zum ersten Mal Pilze gesammelt habe, dann sage ich immer ´als ich noch in den Pilzen war´. Den Ausdruck gibt es im Deutschen nicht, aber auf Tschechisch heißt das, als ich noch bei meiner Mutter im Bauch war".
Beide Eltern waren Pilzsammler, sein Vater Frantisek hat 1901 die erste öffentliche Pilzberatungsstelle in Prag und 1921 die Tschechoslowakische mykologische Gesellschaft gegründet. Ihre Führung hat später der Sohn Miroslav übernommen.Schon mit 14 Jahren gehörte er der Redaktion der Zeitschrift tschechischer Pilzsammler an. Als studierter Chemiker mit Spezialisierung für Lebensmittel und Gärprozesse arbeitete Smotlacha im Forschungsbereich der Gefrierkostindustrie, wo er sich einen dauerhaften Schaden an den Stimmbändern zugezogen hatte. Schon mit 14 Jahren gehörte er der Redaktion der Zeitschrift tschechischer Pilzsammler an. Miroslav Smotlacha befasste sich sein Leben lang mit der praktischen Mykologie, namentlich mit der Technologie der kulinarischen und industriellen Pilzverarbeitung. Er war auch Autor und Koautor einer ganzen Reihe von Pilzatlanten und Kochbüchern. Als landesweit bekannter engagierter Propagator des Pilzsammelns wurde er vor zwei Jahren auch mit einer hohen Staatsauszeichnung für seine Verdienste im Bereich der Wissenschaft und Erziehung gekürt.
Nach jeder Pilzsaison wird Bilanz gezogen und Miroslav Smotlacha hat sich durch seine Aufklärungstätigkeit ganz bestimmt auch darum verdient gemacht, dass es in Tschechien nur wenige tödliche Pilzvergiftungen gibt. Und das wird auch so bleiben, wenn sich die sechs Millionen Tschechen, die mindestens einmal im Jahr Pilze sammeln, an seinen Rat halten:
"Sammeln Sie nur die Pilze, die Sie gut kennen!"