"Neue Rollen" - Neo Rauch im Rudolfinum

Neo Rauch, Aufstand, 2004

Der deutsch-tschechische Kulturfrühling dauert an. Er dient dazu, die deutsche Kultur in Tschechien zu präsentieren und die Gemeinsamkeiten beider Länder aufzuzeigen. Im Prager Rudolfinum widmet man sich daher noch bis zum August der modernen Malerei. Der deutsche Maler Neo Rauch zeigt in der dortigen Galerie "Neue Rollen" - so der Titel der Ausstellung.

Es versteht sich von selbst, dass man sich in einer Ausstellung ruhig verhält und sich nicht lauthals über jede Auffälligkeit austauscht. Es geht darum, die Werke auf sich wirken zu lassen und zu versuchen, einen Zugang zum Bild, vielmehr der Botschaft die sich dahinter verbirgt, zu bekommen. Doch diesmal ist es besonders still. In der Galerie Rudolfinum herrscht eine melancholische Stimmung. Die Bilder zeigen eine surreale Welt: winzige Menschen, gigantische Pflanzen und mysteriöse Formen. Die Farben sind überwiegend düster gehalten: beige, weinrot und dunkelgrün dominieren. Insgesamt eine beeindruckende Ausstellung, nicht zuletzt auch wegen der zum Teil meterhohen Bilder.

Schöpfer dieser Werke ist der deutsche Maler Neo Rauch. Er gilt als der bekannteste Vertreter der modernen gegenständlichen Malerei. Für das Rudolfinum ist die Ausstellung ein großer Gewinn, kommentiert Zuzana Kosarova, Editorin der Galerie:

"Herr Rauch ist ein sehr bedeutender, heute sehr renommierter internationaler Künstler. Er hat große Erfolge, zum Beispiel auf dem amerikanischen Markt. Er bereitet dort gerade eine große Ausstellung in New York vor, für das Museum Of Modern Arts. Daran ist zu sehen, dass sich das Rudolfinum seinen Werken zur rechten Zeit gewidmet hat. Wir präsentieren hier einen wirklich sehr geschätzten Künstler, der sich auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft befindet."

Insgesamt 40 seiner Werke werden nun in der Galerie ausgestellt, alle Schaffensperioden von 1993 bis 2006 sollen damit abgebildet werden: "Ein repräsentativer Querschnitt als Zwischenbilanz" - so formuliert es Kurator Dr. Holger Broeker. Zur Eröffnung waren auch Rauchs Galeristen aus Deutschland zugegen. Birte Kleemann hat die Ausstellung dort bereits jahrelang begleitet. Sie findet, dass die Bilder auch hier in Prag sehr gut zur Geltung kommen:

"Hier gibt es die Kubatur des Rudolfinums mit den gebrochenen Farben und die geben den Bildern einen anderen Charakter: Die Bilder wirken intimer, man zoomt näher ran und die Farbigkeit wirkt anders. Auf eine weiße Wand gestellt haben die Bilder normalerweise mehr Atem, sie sprengen mehr. Und hier ziehen sie sich mehr zusammen, verdichten sich und man bekommt dadurch eine andere Betrachtungsweise."

Wer mag, kann sich gerne noch persönlich davon überzeugen. Die Ausstellung "Neue Rollen" von Neo Rauch wird noch bis zum 5. August in Prag zu besichtigen sein. Die genauen Termine gibt die Galerie Rudolfinum auf ihrer Website bekannt: www.galerierudolfinum.cz .

Autor: André Plaul
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