Tschechiens Brauer bringen Palette neuer Biere auf den Markt
Wenn die Tschechische Republik in einem Reiseführer vorgestellt wird, dann fehlt meistens nicht der Hinweis darauf, dass hierzulande Spitzenbiere nach Pilsener Brauart produziert werden. Trotz ihrer Erfolge aber wollen sich die tschechischen Brauer schon längst nicht mehr nur als unkreative Traditionalisten abstempeln lassen.
"Hopfen und Malz, Gott erhalt´s!" Beim Verwenden dieses Spruches denkt man in Tschechien zu allererst an die drei großen Marken, die dem tschechischen Bier zu seiner weltweiten Anerkennung verhalfen: das Pilsener Urquell aus Pilsen, das Budweiser aus Ceske Budejovice / Budweis und das Prager Staropramen, was übrigens übersetzt soviel wie Alte Quelle bedeutet. Doch gerade dieser Tage, so kurz nach Ostern, haben die großen, die kleinen und die Minibrauereien des Landes eine Reihe von Neuheiten auf den Markt gebracht.
Für die großen Hersteller steht die Pilsener Urquellbrauerei, die zwei neue Biere der Marke Master hervorgebracht hat. Es handelt sich um ein halbdunkles Lagerbier mit 13 Prozent Stammwürze und um ein dunkles Starkbier mit 18 Prozent Stammwürze. Beide Sorten werden auch exportiert.
Die Minibrauerei Pivo Praha, die in der Hauptstadt mit dem Bierhaus und mit dem Bierklub auch zwei nette Gastlichkeiten betreibt, kann sich demgegenüber mit einem europäischen Novum rühmen - dem ersten Kartoffelbier! "Vorläufig haben wir nun einen Sud zur Probe gebraut", informierte Braumeister Vaclav Potesil die Gäste bei der Verkostung der ersten 20 Liter am Mittwoch im Prager Bierklub.
In der kleinen Brauerei im zentraltschechischen Humpolec hat man begonnen, ein alkoholfreies Bier zu brauen, das durch seine dunkle Färbung besticht. Deshalb ist Brauereibesitzer Stanislav Bernard auch überzeugt davon, dass seinen Technologen damit eine echte Rarität gelungen ist:
"Selbstverständlich wollen wir etwas Besonderes und deshalb auch die Ersten sein. Und wir sind die Ersten. In der Tschechischen Republik auf jeden Fall, denn niemand stellt etwas Ähnliches her. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass man in Europa niemals ein anderes alkoholfreies Bier gebraut hat als ein helles. Wir aber haben jetzt ein bernsteinfarbenes, halbdunkles Bier ohne Alkohol auf den Markt gebracht, das wir aus fünf verschiedenen Malzsorten brauen."
Nun, ganz so einmalig ist das jüngste Bernard-Produkt dann doch nicht. Laut Bierlexikon gibt es nämlich das Alkoholfreie bereits in verschiedenen Geschmacksvarianten, zum Beispiel als Pils, Kölsch, Weißbier oder Alt. Und das Altbier wird nach alter Brautradition bei 15 bis 20 Grad mit dunklem Malz gebraut. Aber dennoch: Das Bierland Tschechien zeigt immer mehr, dass sein Lieblingsgetränk durchaus viele Facetten hat.