Tarifstreit bei Skoda Auto spitzt sich zu - Einigung oder Streik?

Das tschechische Vorzeigeunternehmen, der Pkw-Hersteller Skoda Auto, hat im vergangenen Jahr Rekordgewinne gemacht. Das fette Plus auf der Habenseite aber weckt natürlich auch Begehrlichkeiten. So fordern die Arbeitnehmer mittels ihrer Gewerkschaft einen für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich hohen Lohnanstieg. Zwischen ihnen und der Firmenführung ist es deshalb auch nach acht Verhandlungsrunden noch zu keiner Einigung über den neuen Tarifvertrag gekommen.

Alle zwei Jahre, wenn zum 31. März der jeweilige Lohn-Tarifvertrag ausläuft, wiederholt sich bei Skoda Auto nahezu das gleiche Schauspiel: Das Ringen um den Abschluss eines für beide Seiten bestmöglichen neuen Tarifvertrags spitzt sich zu. Vor zwei Jahren kam es deshalb auch zu einem Warnstreik. Unter dem Druck eines drohenden ganztägigen Streiks gab die Firmenleitung damals nach und vereinbarte mit den Gewerkschaften einen Kompromiss. Die Gewerkschafter forderten zehn Prozent mehr Lohn, die Chefetage bot knapp drei Prozent und man einigte sich schließlich auf sieben Prozent. Das ist ein für tschechische Verhältnisse durchaus üblicher Lohnzuwachs. In diesem Jahr aber wollen die Arbeitnehmer ein wesentlich größeres Stück vom Kuchen. Angesichts der im Jahr 2006 erzielten Produktions- und Verkaufsrekorde fordern sie eine Lohnerhöhung von 17 Prozent. Zuzüglich der im Tarifvertrag verankerten Zuschläge und persönlichen Zulagen hätte das eine Aufstockung des Einkommens von insgesamt 24 Prozent zur Folge. Sollte sich erweisen, dass die Arbeiter an den Fertigungslinien dank ihrer Schnelligkeit und der durch sie erbrachten höheren Qualität den Hauptanteil an der Wertsteigerung bei Skoda Auto haben, dann sei ein solch finanzieller Zuwachs ganz sicher gerechtfertigt, schrieb der Journalist Pavel Paral in einem Kommentar für die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes". Aber, so Paral, den größeren Anteil an dieser Entwicklung werden wohl vielmehr die Händler, Ökonomen oder Konstrukteure haben.

So sieht es auch die Unternehmensführung, die deshalb optimistisch ist, dass ihr neues Angebot - 7,5 Prozent Lohnerhöhung ab 1. April für dieses Jahr und weitere 2,5 Prozent ab dem 1. Januar 2008 - den Durchbruch in den Verhandlungen bringen kann. Zuzüglich der bereits erwähnten Zuschläge führt es nämlich zu einer zweistelligen Einkommenssteigerung, sagt Firmensprecher Jaroslav Cerny:

"Zur jetzigen Zeit würde das für die Beschäftigten eine Lohnerhöhung um 12,5 Prozent im Jahr 2008 ausmachen. Das bedeutet, dass wir den Lohn um über 3000 Kronen monatlich anheben würden. Wir glauben daher, dass wir uns einigen werden."

Gewerkschaftschef Jaroslav Povsik hingegen hat auch dieses Angebot als Almosen bezeichnet. Falls man sich am Dienstag nach Ostern nicht einigen werde, wird bis Ende der Woche ein Streik ausgerufen, drohte er. Und für diesen Zweck hat Povsik sogar eine eigene Protesthymne komponiert. Darin heißt es laut Agenturberichten unter anderem sinngemäß: "Ihr kassiert hier ab und haltet uns knapp, die Realität kennt ihr schlecht, bezahlt uns endlich gerecht."