Grenzblockade: Tschechische Schweinezüchter steigen auf die Barrikaden

Der tschechisch-österreichische Grenzübergang Dolni Dvoriste - Wullowitz ist offensichtlich ein beliebter Schauplatz von Protestdemonstrationen. Die in bestimmten Zeitabständen von den österreichischen Atomkraftgegnern organisierten Protestblockaden sind inzwischen schon zu einer Art Folklore geworden, die von der Region nicht wegzudenken ist. Nun soll jedoch auf tschechischer Seite der Grenze protestiert werden. Auf die Barrikaden wollen die Schweineproduzenten steigen. Am kommenden Montag wollen sie den populären Grenzübergang für eine Stunde blockieren, um gegen Schweinefleischimport zu protestieren.

Ob auch grunzende Schweine oder nur Traktoren mitgenommen werden, ist bislang unklar. Über die konkrete Form der geplanten Protestblockade wollen die Organisatoren von der Agrarkammer noch beraten, sagt ihr Präsident Jan Veleba.

"Es werden dort Info-Materialien verteilt, wir werden dort mit Transparenten, Fahnen und Flugblättern aufmarschieren."

Der Grenzübergang zu Österreich wurde von den Fleischproduzenten nicht zufällig gewählt. Denn gerade aus Österreich führen einige Lebensmittelketten Schweinefleisch nach Tschechien ein. Tschechischen Schweinproduzenten gehen dadurch jährlich um bis zu 2,5 Milliarden Kronen (ca. 90 Millionen Euro) verloren. Der Leiter der mit der Agrar-Kammer zusammenarbeitenden Absatzgenossenschaft, Pavel Krejcik, meint:

Jan Veleba  (Foto: CTK)
"Die Qualität des tschechischen Schweinefleisches ist hoch. Dem entsprechen jedoch die Preise nicht. Ich kann es mit der folgenden Angabe belegen: Die Schweinepreise in Tschechien sind in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in Folge unter den Durchschnittspreis gesunken, der in den EU-Ländern für Schweinefleisch bezahlt wird. Außerdem sinkt der Preis seit den vergangenen zehn Wochen kontinuierlich."

Kritisch sieht die Lage auch der Vorsitzende des Verbandes tschechischer Fleischproduzenten, Jaromir Kloud. Niedrige Preise gefährden sowohl Schweinezüchter als auch fleischverarbeitende Betriebe, wie er sagt:

"Unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen sind sie nicht in der Lage, die Fleischproduktion weiter zu betreiben.- Sie werden ihre Betriebe schließen müssen."

Wie radikal die Protestblockade sein wird, wird erst nach dem Treffen entschieden, das Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic für Donnerstag einberufen hat. Eingeladen sind auch Vertreter der Lebensmittelketten und Konsumgenossenschaften. Gandalovic lehnt die geplanten Protestaktionen ab. Seiner Meinung nach kann man auf dem einheitlichen europäischen Markt nur schwer irgendwelche Handelsbarrieren aufbauen.