Tschechiens Wintersportler räumen nochmals ab - Sparta Prag und Budweis im Play-off-Halbfinale

Slavia Prag-Ceske Budejovice (Foto: CTK)

Die laufende Wintersportsaison neigt sich immer mehr ihrem Ende zu. Die tschechischen Sportfans aber kommen aus der Verzückung gar nicht mehr heraus, denn so oft wie lange nicht konnten sie in diesem milden Winter internationale Erfolge ihrer einheimischen Idole bejubeln. In der vergangenen Woche kamen zwei Skifahrer und eine Eisschnellläuferin wieder mit insgesamt vier WM-Medaillen im Gepäck nach Hause...

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Martina Sablikova  (Foto: CTK)
Die tschechische Eisschnellläuferin Martina Sablikova hat sich endgültig in der absoluten Weltspitze etabliert. Bei der Weltmeisterschaft im amerikanischen Salt Lake City gewann sie die beiden Goldmedaillen auf den langen Strecken über 3000 und 5000 Meter. In der abschließenden 5000-m-Konkurrenz schlug sie dabei nicht nur ihr großes Vorbild Claudia Pechstein im direkten Duell, sondern entriss der 35-jährigen Deutschen mit der Zeit von 6:45,61 min auch noch ihren Weltrekord. Nach den starken Vorstellungen Martina Sablikovas in dieser Saison und vor allem nach ihrem Sieg über die 3000 Meter, hatten viele Experten eine solche Leistung von ihr fast schon erwartet. Nach dem Rennen aber gestand die 19-Jährige:

"Das war natürlich sehr schwer, vor allem die letzten drei Runden. Aber ich habe das Rennen gewonnen und am Ende sogar noch in Weltrekordzeit - ich glaube, mehr kann man sich nicht wünschen. Mit meinem Trainer hatte ich so vereinbart, dass wir den Rekord angehen werden. In den letzten drei Runden wusste ich allerdings nicht, ob ich das Tempo werde durchhalten können, denn die Beine taten mir schrecklich weh. Als mir aber der Trainer in der finalen Runde zurief, dass ich den Weltrekord schaffen werde, da habe ich schließlich selbst daran geglaubt."

Nicht damit gerechnet, bei der Freestyle-Weltmeisterschaft einen Doppelsieg erkämpfen zu können, haben dagegen die tschechischen Skicrossfahrer. Vom 33-jährigen Tomas Kraus, der im italienischen Madonna di Campiglio seinen Titel erfolgreich verteidigte, konnte man eine Medaille durchaus erwarten. Etwas überraschender ist jedoch die silberne Plakette für den gleichaltrigen und im kanadischen Vancouver aufgewachsen Stanley Hayer.

Tomas Kraus  (links) mit Stanley Hayer  (Foto: CTK)
"Das war schon ein kleines Wunder, dass wir die Plätze eins und zwei belegt haben. Das passiert nicht alle Tage. Ich wollte Kraus noch überholen, denn ich wollte nicht nur Zweiter werden. Aber es hat nicht geklappt, weil ich im Zielbereich etwas neben der Spur lag und mir auch der letzte Sprung nicht richtig gelungen ist. Ich bin zu weit gesprungen und habe so etwas an Fahrt verloren. Andererseits: Zweiter bei der Weltmeisterschaft zu werden, das ist super. Ich habe nicht damit gerechnet, und nun halte ich die Silbermedaille in den Händen", sagte Hayer nach dem Rennen.

Dank Gold und Silber von Kraus und Hayer landete Tschechien in der Medaillenwertung auf dem fünften Platz. Bei der Eisschnelllauf-WM verhalfen die beiden Titel von Martina Sablikova der Tschechischen Republik sogar zu einem hervorragenden dritten Rang.

Sparta Prag-Jablonec  (Foto: CTK)
Parallel zum Wintersport hat am vergangenen Wochenende aber auch "König Fußball" für Schlagzeilen gesorgt. Der Grund: In der Gambrinus Liga, der höchsten Spielklasse des Landes, wurde der Auftakt zur Frühjahrsrunde in der laufende Punktspielsaison vollzogen. Und bei diesem Auftakt gab es gleich einen Paukenschlag: In der Partie zwischen Sparta Prag und Jablonec nad Nisou setzten sich die Gäste klar und verdient mit 3:0 gegen den hohen Favoriten durch. Es war die höchste Heimpleite des Rekordmeisters in einem Punktspiel seit fast 30 Jahren. Einer, der daran einen gehörigen Anteil hatte, war zudem ein ehemaliger Sparta-Spieler: Lubos Loucka. In der 34. Minute erzielte er mit einem herrlichen Schuss in den Winkel die 1:0-Führung der Nordböhmen. Von einem Racheakt allerdings wollte der Mittelfeldakteur nach der Begegnung nichts wissen:

"Hier geht es nicht um Rache. Hier geht es darum, es allen und auch mir selbst zu zeigen, dass ich durchaus das Zeug dazu habe, erneut für Sparta zu spielen. Wenn man ein Tor schießt und die Mannschaft zu einem 3:0-Sieg führen kann, ist man natürlich glücklich nach dem Spiel."

Die SPORT- Reportage

 Sparta Prag-HC Hame Zlin  (Foto: CTK)
Mit den Weltmeisterschaften im Eisschnelllauf und im Freestyle ist die Wintersportsaison 2006/2007 schon fast auf ihrer Ziellinie angelangt. Doch wenn die Ski- und Rodelsportler ihre Arbeitsgeräte schon so langsam wieder einpacken oder in die Ecke stellen, beginnt in einer Wintersportart die eigentliche Hochsaison - im Eishockey. Denn nichts ist spannender, aufregender und entscheidender für den Erfolg oder Misserfolg einer Saison als die Play offs, sofern man sich für sie qualifizieren konnte. In der tschechischen Eishockey-Extraliga ist diese Meisterschaftshase derzeit in vollem Gange. Nach den bisher ausgespielten 21 Viertelfinalbegegnungen haben sich schon zwei Mannschaften für das Halbfinale qualifiziert. Eine davon ist der Titelverteidiger Sparta Prag. In der Best-of-seven-Serie mit dem HC Hame Zlin reichten den Pragern fünf Vergleiche, um die Mähren in der Endabrechnung mit 4:1 Siegen zu distanzieren. Spartas Co-Trainer Marian Jelinek sagte gegenüber Radio Prag, wo seiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg gelegen hat:

"Ich denke, dass zu Beginn der Serie, also in den ersten drei Spielen, der ausschlaggebende Faktor war, dass wir kühlen Kopf bewahrt haben. Der Gegner schien uns nämlich etwas übermotiviert zu sein, zumal er versucht hat, uns mit einer anderen Taktik zu beeindrucken, als wir sie von ihm gewohnt sind. Zlin ging sehr aggressiv zu Werke und versuchte ein Forechecking über die ganze Eisfläche aufzuziehen. Damit wollten uns die Mähren, die wir im Vorjahr auch im Viertelfinale bezwungen haben, diesmal überraschen. Zum Glück ist ihnen das nicht gelungen und wir haben die Serie gemeistert."

Slavia Prag-Ceske Budejovice  (Foto: CTK)
Auch Sparta-Stürmer Petr Ton, mit fünf Treffern der Toptorschütze in dieser Serie, sprach hinterher davon, dass die Vorteile des Meisters vor allem im psychischen Bereich lagen:

"Ich denke, dass die mentale Erfahrung der Spieler, die schon etwas gezeigt und bewiesen haben, auf unserer Seite war."

Wenn man Erfahrung und Meriten als Bausteine für weitere Erfolge zugrunde legt, dann hätten in der Serie zwischen dem HC Mountfield Ceske Budejovice und dem HC Slavia Prag auch die Hauptstädter die Nase vorn haben müssen. Doch kurz vor dem Abpfiff der sechsten Partie am Dienstagabend in der Prager Sazka Arena jubelten bereits die Fans der Gäste.

Zu Beginn der Schlussminute stand es 3:1 für Budweis, so dass die Fans der Blau-Roten bereits skandierten: "Heute bringen wir die Serie zu Ende. Heute bringen wir die Serie zu Ende!"

Die Cracks aus Budweis brachten das sechste Spiel sogar mit einem 4:1 nach Hause, das Jindrich Kotrla sechs Sekunden vor der Schlusssirene markierte. Damit hatten die Südböhmen ihren vierten Sieg perfekt gemacht in einer packenden Serie, in der Vorjahresvizemeister Slavia Prag mit 2:4 Siegen unterlag und somit ausgeschieden ist. Einer der herausragenden Akteure dieser Serie war der ehemalige NHL-Goalie der Budweiser, Roman Turek. Vor einer Traube von Sportjournalisten schilderte er noch einmal die aus seiner Sicht wichtigsten Momente der sechsten Begegnung:

"Ich denke, in der Anfangsphase wollte Slavia das Spiel für sich entscheiden. Doch mehr als das 1:0 ist für die Prager nicht herausgesprungen. Im zweiten Drittel ist uns der enorm wichtige Ausgleich gelungen. Der hat uns dann so beflügelt, dass wir uns immer mehr Spielanteile und Chancen erarbeitet haben. Zu Beginn des letzten Drittels haben wir eine dieser Chancen zum Führungstreffer genutzt, und von da ab ist das Spiel für uns gelaufen."

Noch nicht gelaufen, sprich: noch nicht entschieden, sind die beiden anderen Viertelfinal-Duelle. In diesen haben derzeit Liberec und Pardubice mit je 3:2 Siegen gegen Trinec bzw. Znojmo die besseren Karten auf das Weiterkommen. Sparta Prag und Budweis müssen also noch warten, auf wen sie im Halbfinale, das am kommenden Montag beginnt, treffen werden.

Autor: Lothar Martin
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