Tschechiens Plan zur Einführung des Euro steht - fehlt nur noch das Datum

Foto: Europäische Kommission

In dieser Woche vermeldete die Koordinationsgruppe zur Einführung des Euro in Tschechien Vollzug: Der Plan zur Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung steht. Es handelt sich dabei um eine Art Handbuch für den Finanzsektor und die Politiker. Weitere Entscheidungen muss nun die liberal-konservative Regierung des Landes fällen. So ist noch nicht klar, ab wann die Tschechen Kronenscheine und Hellerstücke aus ihren Geldbeuteln verbannen können. Till Janzer hat mit dem Nationalen Koordinator zur Einführung des Euro in Tschechien, Petr Ocko, gesprochen.

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"Der Nationale Plan zur Einführung des Euro regelt den komplexen Prozess des Übergangs zur Gemeinschaftswährung. Er bildet so eine Art Startrampe und beantwortet Fragen vom Typ: Wie lang werden die Preise doppelt ausgezeichnet, also in Euro und Kronen. Oder: Wie werden die Geldstücke und Geldscheine an die Firmen und Banken verteilt",

sagt Petr Ocko. Mehr als 100 Seiten hat der Plan. Nur eines findet der Interessierte dort nicht: einen verbindlichen Termin zur Währungsumstellung. Im vergangenen Jahr hatte die tschechische Regierung eingestanden, dass 2010 nicht mehr realistisch ist. Das Problem ist vor allem das Haushaltsdefizit, das in diesem Jahr vier Prozent betragen soll. Das einstige Musterland wurde damit in diesem Punkt zum Nachzügler unter den postkommunistischen Staaten. Slowenien hat in diesem Jahr den Euro eingeführt und die Slowakei plant dies 2009. Für Tschechien hat mittlerweile Finanzminister Miroslav Kalousek das Jahr 2012 ins Spiel gebracht. Petr Ocko dazu:

"Es ist realistisch, dass Tschechien den Euro 2012 einführt. Dem muss man aber immer hinzufügen, dass das davon abhängt, wie sich die öffentlichen Finanzen entwickeln."

Miroslav Kalousek
Genau die will die Regierung aber schnellstmöglich in den Griff bekommen. Finanzminister Kalousek rechnete letztens vor, dass die in den Maastricht-Kriterien vorgeschriebene Grenze des Haushaltsdefizits von drei Prozent bereits im kommenden Jahr erreicht wird. Bis 2010 soll das Defizit dann auf nur noch 2,3 Prozent sinken. Weiterhin gibt es aber Kritiker, die befürchten, dass eine möglichst schnelle Einführung des Euro die tschechische Wirtschaft zu sehr belasten könnte. Sie sagen, Tschechien solle erst zum Lebensstandard Resteuropas aufschließen. Petr Ocko meint:

"Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Einführung des Euro irgendwelche wirtschaftlichen Probleme mit sich bringen wird. Ob das nun das Jahr 2011, 2012 oder 2013 ist. Im Gegenteil glaube ich, dass der Euro der tschechischen Wirtschaft zu weiterem Wachstum verhelfen wird."

Im Übrigen ist eines bereits seit vergangenem Jahr klar. Wenn der Euro in Tschechien kommt, dann im so genannten "Big Bang"-Szenario. Das heißt, anders als in den alten EU-Ländern erfolgt die Umstellung zugleich im bargeldlosen Verkehr wie im Bargeldverkehr. Das sei billiger und einfacher, urteilte die Koordinationsgruppe zur Einführung des Euro. Bleibt also nur noch abzuwarten, ob die Ministerien noch Änderungen am Plan vornehmen wollen. Doch deren Vertreter saßen bereits in der Nationalen Koordinationsgruppe, weswegen Petr Ocko dies für unwahrscheinlich hält:

"Der weitere Genehmigungsprozess wird vergleichsweise glatt verlaufen."