Unicef-Studie: Mittelmäßige Platzierung für Tschechien

Einen Bericht zur Situation der Kinder in Industrieländern veröffentlichte letzten Mittwoch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef. Wie Tschechien bei der ersten internationalen Vergleichstudie abschnitt und was die tschechische Abteilung von Unicef dazu meint, berichtet Andrea Nehr.

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Kinder spielen, schreien und: Sie sind unsere Zukunft. Deshalb bewertete Unicef das Wohl der Kinder in 21 Industrienationen. Die Tschechen landeten bei der internationalen Studie auf Platz 15. Dabei wurden sechs Kategorien bewertet: die materielle Situation und Gesundheit, aber auch soziale Bereiche wie die Beziehung zu den Eltern und Gleichaltrigen, ihre Lebensweise und Risikoverhalten sowie eine Einschätzung der Jugendlichen zu ihrem Leben. Aber natürlich auch Bildung, und da schnitten die Tschechen recht gut ab. Die meisten Jugendlichen haben beispielsweise mehr als zehn Bücher zu Hause, so wie eine Schülerin der Grundschule Ohradni in Prag:

"Ich mag zum Beispiel Bücher über das Altertum."

Knapp ein Fünftel raucht mindestens einmal die Woche. Dem Ergebnis der Kategorie Gesundheit konnte das nicht viel anhaben. Die Tschechen liegen noch vor den Deutschen. Zum 15. Rang in der Gesamtwertung kam es hauptsächlich wegen der schlecht bewerteten Kategorie `Beziehungen zu den Eltern und Gleichaltrigen`. Unter anderem essen tschechische Kinder seltener gemeinsam mit ihren Eltern. Das liege auch daran, dass beide Elternteile häufig arbeiten müssen. Sieben von zehn Kindern gaben aber an, dass sie oft einfach nur mit ihren Eltern plaudern. Zur Einschätzung ihrer Altersgenossen berichtet die Programmkoordinatorin von Unicef Prag, Rosa Simberska:

Foto: Archiv Radio Prag
"Bei der Frage ob die betreffende Altersgruppe freundlich, nett und hilfsbereit ist, landen die tschechischen Kinder auf dem vorletzten Platz."

Was Kinderarmut betrifft, steht Tschechien mit Frankreich und der Schweiz auf gleicher Augenhöhe im Mittelfeld. Wie reich ein Land ist, hat also nicht immer den entscheidenden Einfluss auf die Kinderarmut. Welche Gründe für das gute Abschneiden der Tschechen sprechen, erklärt Rosa Simberska.

"Würde bei uns das System der Sozialleistungen nicht existieren, dann hätten wir 16 Prozent unter der Armutsgrenze. Das System kompensiert das, so dass wir sieben Prozent haben."

Am besten geht es nach der Studie den niederländischen Kindern. Die sind gebildet, gesund, wohlhabend, sie führen ein risikoarmes Leben und haben eine gute Beziehung zu ihren Eltern. An Konzepten fehle es in Tschechien nicht, so Rosa Simberska, allerdings...

"Man muss einfach immer aufmerksam bleiben, die Situation der Kinder neu erheben, überwachen, Maßnahmen treffen und neue Lösungen finden."

Doch wenn alles so gut wäre, dann hätten die Tschechen auch einen besseren Platz belegt. Die Unicef-Studie - ein mittelmäßiges Ergebnis für Tschechien also.