Ex-Bürgermeister löst Filmemacherin im Kulturministeramt ab
Das Kabinett von Mirek Topolanek verliert eine seiner vier Ministerinnen. Helena Trestikova wird im Kulturministeramt durch den christdemokratischen Senator Vaclav Jehlicka ersetzt. Die Dokumentarfilmregisseurin war am Mittwoch von ihrem Amt zurückgetreten. Als Grund nannte sie den politischen Druck, der auf sie bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter ausgeübt worden sei.
"Es ist eine Herausforderung. Ich werde mich bemühen sie zu erfüllen."
Die erste Aufgabe, die sie erfüllte und die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Medien stand, war, über einen neuen Chef des Nationaltheaters zu entscheiden. Vor einer Woche, noch vor der Vertrauensabstimmung, drohte die Kulturministerin mit dem Rücktritt:
"Ich verstehe, dass die jetzigen politischen Verhandlungen kompliziert sind. Aber ich will meine menschliche Ehre und Selbstachtung nicht für den Kulturministerposten opfern."
Der Ministerin gefiel nicht, dass sie von der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) gezwungen wurde, den ehemaligen Vizekulturminister Frantisek Formanek zu ihrem nächsten Mitarbeiter zu ernennen. Wie die Tageszeitung Lidove noviny in ihrer Freitagausgabe informiert, setzte Formanek in der Vergangenheit auf dem Ministerium mindestens in zwei Fällen den Bau von Hypermärkten auf Kosten historischer Sehenswürdigkeiten durch.Das Kulturministeramt wurde dem Vorsitzenden des Senatausschusses für Kultur, Vaclav Jehlicka, am Donnerstag angeboten. Der Senator und ehemalige Bürgermeister von Telc / Teltsch entschied sich am selben Tag, das Angebot zu akzeptieren. Er ließ gegenüber dem Tschechischen Rundfunk verlauten, er wolle ein tatkräftiger Minister sein und werde über die Personalfragen im Amt selbst entscheiden. Auf die Frage, ob es der Kultur nicht schadet, dass die Minister so häufig wechseln, sagte Jehlicka:
"Eine Sache ist die Kultur und die andere ist das Amt. Ich glaube, dass die tschechische Kultur, die sich auf das Kulturerbe stützt, durch keinerlei Amt gefährdet sein kann. Die Kultur gibt es da seit Jahrhunderten, und sie lebt. Das Kulturministerium kann manchmal der Kultur mehr schaden als nutzen. Das Ministerium selbst schafft keine Kultur. Es geht darum, dass es ein funktionierendes Amt der Staatsverwaltung ist, das ein Konzept bietet und für die Finanzierung dessen, was finanziert werden muss, sorgt."
Jehlicka zufolge wurde in der Regierungserklärung verankert, dass bis 2010 die Ausgaben für Kultur auf ein Prozent des Staatshaushalts anwachsen werden. Derzeit sind es nur 0,6 Prozent. Wenn es früher als 2010 gelingen würde, das neue Niveau zu erreichen, wäre es für die Kultur und damit für alle Bürger gut, meint der künftige Kulturminister.