Obdachlosensituation vor kommendem Winter - unzureichende Unterkunftskapazität in Prag

Foto: Europäische Kommission

Nicht alle unter uns, und ganz besonders wohl die Kinder, sind vom diesjährigen milden Winter begeistert. Wer sich hingegen darüber freuen kann, das sind die Obdachlosen. Doch früher oder später wird sich der Winter melden. In der tschechischen Hauptstadt, in der es landesweit die höchste Konzentration von Menschen ohne Obdach gibt, bereitet man sich jetzt bereits auf die härteren Zeiten für sie vor.

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In Prag müssen sich etwa fünftausend Obdachlose auf das Kommen eines richtigen Winter einstellen. Die Unterkunftskapazität, die ihnen die Stadt zur Verfügung stellen kann, ist aber wesentlich geringer. Die 800 vorhandene Betten stellen nur einen Tropfen im Meer dar. Um eine teilweise Verbesserung der Situation ist der Prager Magistrat bemüht. Sein Sprecher, Jiri Wolf, informierte im Tschechischen Rundfunk über zwei geplante Projekte:

"Die erste Unterkunftsmöglichkeit wird ein Wohncontainerkomplex bieten, der in der Nähe der Prager Nord-Süd-Magistrale eingerichtet werden soll. Bei dem zweiten in Vorbereitung befindlichen Projekt geht es um Übernachtungsmöglichkeiten auf einem Schiff, das derzeit für diese Zwecke umgebaut wird."

Mit den beiden erwähnten Einrichtungen, die spätestens zu Beginn des kommenden Jahres in Betrieb sein sollen, wird das bestehende Übernachtungsangebot für Obdachlose um weitere rund 470 Betten aufgestockt. Viele von ihnen wissen aber sehr wenig oder gar nichts über die vorhandene Hilfeleistung verschiedener Sozialeinrichtungen. Eine von ihnen, die Prager karitative Organisation Nadeje/Hoffnung, hat kürzlich auch in Pilsen, Mlada Boleslav, Leitmeritz und anderen tschechischen Städten eine Informationskampagne in der so genannten normalen Gesellschaft gestartet, um auch sie auf die reale Existenz der Obdachlosigkeit aufmerksam zu machen. Nadeje-Leiterin Petra Lakatosova sagt dazu:

Prager Wenzelsplatz...
"Man sieht liegende Menschen auf der Straße, in Bahnhöfen, in Metro-Stationen, aber man findet Obdachlose auch in verschiedenen besetzten oder verlassenen Häusern, ja auch in Kanälen. Das sind Menschen, die in der Tat die Hilfe von uns allen brauchen, damit möglichst viele den Rückweg in die Mehrheitsgesellschaft finden."

Auch die Heilsarmee Prag, die derzeit über hundert Betten verfügt, wollte nicht erst klirrende Fröste abwarten und erst dann die aktuelle Lage der Obdachlosen erkunden. Schon vor Monaten wurden ihre Streetworker sozusagen ins Terrain geschickt, um möglichst viele der Menschen, die ihr Dasein ohne eigenes Dach fristen, zu erfassen und mit Informationen über jegliche Kontakte zu verschiedenen Sozialhilfestellen zu versorgen. Pavel Ondrak. Direktor der Heilsarmee Prag:

"Wir haben schon entsprechende Maßnahmen getroffen und wenn die Temperaturen draußen auf unter minus fünf Grad Celsius sinken, werden wir eine Übernachtungsstelle eröffnen. Jeder, der kommt, wird auch verpflegt und kann sich duschen."