Ein neuer Jahrgang des Theaterfestivals deutscher Sprache fällt ins Haus

Foto: www.theater.cz

Dass ein Jahr schnell um ist, das sagt man sich bekanntlich bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Zum Beispiel dann, wenn eine Wiederkehr von etwas, worauf man sich freuen kann, bevorsteht. Das gilt zweifelsohne auch für das Theaterfestival deutscher Sprache, das am 2. November in Prag beginnt. Bis dahin dauert es zwar noch mehr als einen Monat, doch das Veranstalterteam hat schon am Donnerstag die Journalisten informiert. Jitka Mladkova war dabei:

Die Theaterfans, namentlich diejenigen, aus deren Kulturleben das Prager Theaterfestival deutscher Sprache nicht mehr wegzudenken ist, dürften auch diesmal auf ihre Kosten kommen. Das Festival, das inzwischen auf ein 11jähriges Bestehen zurückblicken kann, hat sich im Laufe der Zeit gewissermaßen zu einer Institution in der einheimischen Kulturszene entwickelt. Der Weg dazu war nicht leicht, wie die Festivaldirektorin Jitka Jilkova aus eigener Erfahrung bestätigen kann:

"Man staunt natürlich schon, dass sich so eine Institution so viele Jahre am Leben halten kann. Man zittert auch, ob es auch in Zukunft so bleiben kann, und man freut sich natürlich über die Unterstützung, die man bisher erfahren konnte. Wir freuen uns unheimlich auch über das Interesse des Publikums. Das ist vielleicht etwas, was sich in den zurückliegenden Jahren im positiven Sinne geändert hat. Ganz am Anfang konnten wir nämlich die Theaterhäuser nicht immer restlos mit den Festivalaufführungen füllen."

Und wo liegt der Schwerpunkt des diesjährigen Festivalprogramms? Danach fragte ich einen der insgesamt drei Dramaturgen, Ondrej Cerny:

"Wir wollen diesmal den deutschsprachigen Theaterraum auf etwa zwei drei Ebenen präsentieren. Einerseits haben wir festgestellt, dass es in diesem Jahr eine ziemlich stark akzentuierte Shakespeare-Linie auf deutschen Theaterbühnen zu verfolgen gibt. Diese wollten wir also reflektieren, und zwar mit drei Shakespeare-Titeln: Mackbeth, Othello und die Schändung, was eigentlich die Adaptation von Shakespeares Titus Andronicus ist. Auf diese Weise wollten wir auch zeigen, wie man heute Shakespeare spielen kann. Es sind drei Inszenierungen, die ganz unterschiedlich sind."

Auch Petr Stedron hat sich an der Programmgestaltung des diesjährigen Prager Theaterfestivals deutscher Sprache als Dramaturg beteiligt. Dies setzt voraus, zunächst viele Inszenierungen in allen drei Ländern, Deutschland, Österreich und der Schweiz, die traditionsgemäß durch renommierte Theaterhäuser vertreten sind, zu sehen. Seine Wahl fiel u.a. auf Shakespeares Mackbeth, einstudiert im Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Regie von Jürgen Gosch. Über die auch in Deutschland kontroverse Inszenierung, immerhin als Inszenierung des Jahres gekürt, sagte er uns:

"Mit Jürgen Gosch ist es eigentlich immer schwierig. Der hat auch deutsche Kritiker absolut gespalten. Schließlich müssen auch die Gegner zugeben, dass es sehr hochwertiges Theater ist. Ich persönlich habe insgesamt fünf Inszenierungen von Gosch in der letzten Theatersaison gesehen und da waren wir uns nicht einig, welche von ihnen wir übernehmen sollen. Letztendlich fiel die Wahl wegen der thematischen Linie des diesjährigen Festivals auf Mackbeth."

Fürchten Sie nicht, dass es doch eine zu hohe Dosis an Unverdaulichem für die Tschechen sein wird?

"Diese Angst ist natürlich da, aber das kommt öfters vor, namentlich bei Jürgen Gosch, ausgerechnet bei seiner Mackbeth-Inszenierung selbst in Düsseldorf. Wir sind aber der Meinung, dass wir gerade dieses Stück zeigen sollten, damit tschechische Zuschauer sehen, was alles auf der Bühne möglich ist. Ich meine es nicht in dem Sinne, dass wir das Publikum schockieren oder einen Skandal aus dem Stück machen wollen. Wir wollen die Qualität in einer skandalösen Verpackung zeigen. Und hierbei geht es eindeutig um Qualität."