Viel Spaß im Mittelalter - Taborer Treffen 2006

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Hussitenkämpfern mit entsprechender Ausrüstung, adeligen Damen aus der Zeit der Gotik, aber auch Rittern hoch zu Ross konnte man am vergangenen Wochenende in den Straßen der südböhmischen Stadt Tabor begegnen. Diese recht bunte Menschenmenge aus verschiedenen Epochen und Ländern versammelte sich beim 15. internationalen historischen Festival. Martina Schneibergova nahm an den so genannten "Taborer Treffen" teil.

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Am Freitagabend und am Samstagnachmittag - in der Zeit, als die historischen Umzüge die Straßen von Tabor belebten, hatte man den Eindruck, dass das Stadtzentrum gleich aus den Nähten platzt. Das einst lokale Stadtfest mit einigen Hundert Teilnehmern ist mit der Zeit zu einem beliebten internationalen Volksfest geworden, das sich vor allem auf die hussitische Tradition der heute etwa 35.000 Einwohner zählenden Stadt stützt. Denn 1420 machten die radikalen Anhänger des böhmischen Kirchenreformators Jan Hus den strategisch sehr geeigneten Ort zu ihrer Siedlung, die sie nach dem biblischen Berg einfach "Tabor" nannten.

Zum historischen Fest kommen jedes Jahr viele Mitwirkende und Besucher aus den Partnerstädten von Tabor - wie z. B. Konstanz, aber auch aus Städten, in deren Geschichte die Hussiten irgendwelche Spuren hinterlassen haben - wie Naumburg oder Bernau bei Berlin. Während des Festumzugs begegnete ich einer Söldnergruppe:

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"Wir sind die Bernauer Briganten und kommen aus Bernau, nur der eine ist ein Import aus Naumburg. Es ist nicht unser erster Auftritt hier. Wir sind das 14. Mal hier."

Während des Festivals fanden von früh bis spät abends auf einigen Open-Air-Bühnen sowie in einigen Musikklubs in ganz Tabor Konzerte, Tanz- und Theatervorstellungen statt.

Lenka Horejskova  (Foto: Autorin)
Einer besonders großen Aufmerksamkeit erfreute sich das mittelalterliche Freilichtmuseum Housuv mlyn (Housa-Mühle), wo man neben Präsentationen von historischem Fechten und Feuershows auch mittelalterliche Gelage erleben konnte. Mit dem Begründer des Museums Petr Nusek sprach ich kurz vor Ende des Festivals:

"Es war hier recht hektisch an den beiden Tagen. Nach unseren Schätzungen haben in diesen Tagen bislang etwa 3.000 Menschen die Housa-Mühle besucht. Unter ihnen waren auch viele Besucher aus dem Ausland. Es meldeten sich bei mir sogar deutsche Hussiten, die einen Tisch in unserer hussitischen Kneipe reserviert haben."

Lenka Horejskova, die Leiterin der Kulturabteilung im Rathaus von Tabor, ist mit Ausnahme des ersten Festivaljahrgangs von Anfang an bei den Taborer Treffen dabei und ist so zu sagen zur "Seele" des Festivals geworden. Am Sonntag konnte sie schon bisschen durchatmen:

"Die Besucherzahl steigt Jahr für Jahr. Dies bringt natürlich auch einige Probleme mit sich. In diesem Jahr sind etwa 23.000 Besucher, also etwa 4.000 mehr als voriges Jahr gekommen. Wie ich bisher hören konnte, haben die Leute hier Spaß gehabt und waren zufrieden."