Onkologen warnen: Bald zu wenig gute Präparate für Krebstherapie in Tschechien
Wenn Sie schwer krank sind und erfahren müssen, dass die sie behandelnden Ärzte ihnen nicht richtig helfen können, weil sie die dafür notwendigen Medikamente nicht in ausreichender Menge zur Verfügung haben, dann sind Sie garantiert hochgradig empört. Ein solches Szenarium schwebt seit vergangener Woche über dem Bereich der tschechischen Onkologie, aus der verlautbart wurde, aus Kostengründen nicht auf die neuesten und besten Präparate bei der Krebstherapie zurückgreifen zu können. Wie sich jetzt herausstellte, handelte es sich dabei "nur" um den bekannten Sturm im Wasserglas. Allerdings scheint der Zweck die Mittel tatsächlich zu heiligen.
"Auch wenn die Patienten, die die Medikamente erhalten, durch diese weiter leben, so ist es sehr problematisch, neuen Patienten diese Medikamente zu verabreichen."
Vorlicek nannte in diesem Zusammenhang die Präparate Hercepetin und Glivec und versuchte deutlich zu machen, dass der Zustand, diese Arzneien nicht bzw. nicht mehr anwenden zu können, auf eine von Gesundheitsminister David Rath angewiesene und ab dem 1. August in Kraft getretene neue Sparverordnung zurückzuführen sei. Diese Darstellung der angeblichen Situation rief nicht nur den großen Unmut vieler Patienten, sondern vor allem den von Minister Rath selbst hervor. Denn seiner Meinung nach wüssten die meisten Ärzte bisher überhaupt nicht, mit welchem Umfang an finanziellen Mitteln sie wirtschaften können. Aus Angst aber, dass die Versicherungen ihnen teure Medikamente nicht erstatten werden, würden sie diese den Patienten dann lieber vorenthalten, so Rath. Und überhaupt: Im ersten Quartal dieses Jahres haben die Krankenhäuser für die gleichen Behandlungen drei Prozent mehr Geld und im zweiten Quartal sogar um fünf Prozent mehr erhalten. Und das, obwohl die Arzneipreise dank der von ihm eingeführten neuen Margenordnung für Apotheker so gar noch billiger geworden sind, beteuerte Rath. Daher ließ er sogleich eine Wirtschaftsprüfung im Brünner Fakultätskrankenhaus, in dem Vorlicek die Onkologische Klinik leitet, durchführen und begründete diesen Schritt wie folgt:
"Wir waren verpflichtet, darauf zu reagieren. Wir können doch das Argument, dass Patienten aus Kostengründen nicht geheilt werden können, nicht so einfach hinnehmen. Also mussten wir dem nachgehen, was daran wahr ist oder was andererseits nur eine große Luftblase ist. Zum Beispiel mit dem Ziel, teure Medikamente um jeden Preis zu verkaufen, auch wenn das nicht erforderlich sein sollte."Wie die Prüfung inzwischen ergeben hat, haben die Mittel zum Einsatz der Medikamente nicht gefehlt, sondern vorhandene Gelder wurden im ersten Halbjahr nicht vollständig ausgeschöpft und daher rund zwei Milliarden Kronen an das Ministerium zurückgeführt. Für das seiner Meinung nach unethische Verhalten von Vorlicek, nämlich Patienten Angst zu machen, hat Rath von Vorlicek eine offizielle Entschuldigung gefordert. Vorlicek verteidigt indes sein Vorgehen damit, dass es dank der von ihm betriebenen Öffentlichkeitsarbeit innerhalb kürzester Zeit mit Hilfe des Gesundheitsministeriums gelungen sei, wichtige Zusatzvereinbarungen in die Verträge mit den Versicherungen aufzunehmen. Wörtlich sagte er:
"Ich habe Alarm geschlagen, weil ich die Gefahr abwenden wollte, dass in naher Zukunft Krebspatienten nicht mehr medizinisch ausreichend behandelt werden können. Und diese Gefahr besteht tatsächlich, doch ich hoffe, dass sie mit den jetzigen Verhandlungen überwunden wird."