"Studenten für Freiheit und Demokratie" - Erinnerungen an den studentischen Widerstand 1948
"Studenten für Freiheit und Demokratie" - unter diesem Motto kamen in dieser Woche Vertreter der studentischen Bewegungen der Jahre 1939, 1948, 1968 und 1989 sowie Vertreter der heutigen Studentenschaft zu einem Seminar im tschechischen Senat zusammen. Sarah Polewsky sprach dort mit Zdenek Bohac, dem Vorsitzenden des Prager akademischen Klubs 1948, über die Ereignisse zwei Jahre nach dem kommunistischen Wahlsieg aus der damaligen Studentenperspektive.
"Als das Jahr 1948 anbrach, haben die Kommunisten praktisch schon alles beherrscht, und mit ihren falschen Versprechungen hatten sie riesigen Einfluss innerhalb der Bevölkerung, sie hatten also eine Menge Anhänger. Am 25. Februar 1948 riefen sie den Putsch aus, beziehungsweise zwangen Präsident Benes einfach dazu, alle ihre Bedingungen zu unterschreiben. So reibungslos sind sie also an die Macht gekommen."
Damals waren es vor allem die Studenten, die sich den Kommunisten widersetzten, erzählt Zdenek Bohac:
"Wir demokratisch denkenden Studenten waren damit selbstverständlich nicht einverstanden, also haben wir uns schnell zusammengerufen und uns auf dem Karlsplatz getroffen, von wo ein gewaltiger Aufmarsch loszog, mindestens 6000 Studenten. Dort haben wir vereinbart, dass wir uns auf keinen Fall provozieren lassen, damit sie nicht gegen uns eingreifen können. Und in einem ruhigen, friedlichen Marsch sind wir zur Burg gegangen, wo unterhalb der Burg die Spitze dieser Prozession von Polizisten angehalten wurde und wir nicht weiter gelassen wurden."
Zu einem direkten Treffen zwischen Präsident Benes und den demonstrierenden Studenten kam es damals also nicht mehr.Laut Bohac genoß Benes als einer der Mitbegründer der Ersten Republik unter den Studenten allgemeine Unterstützung. Sie waren zwar enttäuscht, dass "ihr Präsident" den Kommunisten so leicht den Weg frei gemacht hatte, doch sei er schon sehr krank gewesen und habe wohl tatsächlich geglaubt, dass von der Sowjetunion Hilfe zu erwarten war.
Für Zdenek Bohac hatte die kommunistische Machtergreifung 1948 auch persönliche Konsequenzen: wie viele andere Studenten wurde er von der Hochschule verwiesen und hatte - abgestempelt als "politisch unzuverlässig" - zunächst große Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden.
Mit Blick auf die nahenden Wahlen äußerte Bohac, der heute nicht mehr Mitglied einer Partei ist, die Hoffnung, dass seine sonst oft bequemen tschechischen Mitbürger zur Wahl gehen anstatt in die Kneipe. Das würde schon reichen, um einen erneuten Wahlerfolg der Kommunisten zu verhindern.